Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 259
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0259
Blasien" finanziert werden. Die Aufsicht über die Geschäfte führte Friedrich Mez.

Dieser Friedrich Mez war vorher Buchhalter bei der „St. Blasischen Gesellschaft"
gewesen, die in den Räumen der ebenfalls säkularisierten Benediktinerabtei St. Blasien
eine große Baumwollspinnerei betrieb.12 Anscheinend haben Mez und seine
Mitgesellschafter die Möglichkeit gesehen, bei einem günstigen Kauf des Günterstäler
Klosters und mit den in St. Blasien erworbenen Kenntnissen ein eigenes Unternehmen
aufbauen zu können.

Mit den von St. Blasien gelieferten Maschinen und Wasserkraftanlagen wurde im
Klostergebäude zu Günterstal eine Baumwollspinnerei „nach englischer Art" eingerichtet
. Hierfür mußte eine Wasserzuführung geschaffen werden, damit ein 20 Schuh
großes Wasserrad über ein Räderwerk die vorgesehenen 15 Vorwerks- und 12 Feinspinnmaschinen
antreiben konnte. Das Kloster hatte für seine im 18. Jahrhundert an
der heutigen Hirschstraße erbaute Mühle bereits einen kleinen Kanal angelegt. Er
führte von einem Wehr im Dorfbach bei der Säge des Klosters (Areal der Schauinslandwirtschaft
) durch die Wiesen unterhalb des dortigen Hofes und dann innerhalb
der Klostermauer durch den großen Baumgarten zur Mühle. Da diese mit der Wasserzufuhr
bereits 1808 anderweitig verkauft worden war, mußte sich die Firma Mez
mit dem Mühlenbesitzer einigen. Zusätzlich wurde für die Fabrik eine 1 500 Schuh
lange Wasserleitung neu angelegt.

Uber die geschäftliche Entwicklung der Firma Mez haben sich keine Unterlagen
erhalten. Trotz der erwähnten günstigen Bedingungen scheint das Unternehmen
nicht erfolgreich gewesen zu sein. Als nach Aufhebung der Kontinentalsperre die
englische Konkurrenz wieder in Erscheinung trat, wurde der Günterstäler Betrieb
mit allem Zubehör im Freiburger Wochenblatt zum öffentlichen Verkauf an den
Meistbietenden ausgeschrieben.13

Die Versteigerung am 18. August 1817 verlief für die Verkäufer enttäuschend,
denn die gesamten Baulichkeiten und Maschinen erwarben die Gebrüder Benedikt
und Marquard von Hermann erst am 18. Dezember 1817 für nur 15000 fl. Wahrscheinlich
hatten sich die Käufer in der 1812 von Angehörigen ihrer Familie in
Waldshut gegründeten Baumwollspinnerei jene Kenntnisse angeeignet, die sie bewogen
, die Günterstäler Fabrik zu übernehmen.

Auf Ansuchen der Gemeinde erklärten sie sich am 26. Juli 1818 bereit, in ihrer Fabrik
vorzugsweise einheimische Arbeitskräfte zu beschäftigen und nur bei Mangel
an solchen Arbeitern auch fremde Personen einzustellen.14 Doch da sie in erster
Linie Kinder zu beschäftigen gedachten, und zwar von 6 bis 19 Uhr mit einer Mittagspause
von 12 bis 13 Uhr, sahen die Betreiber der Firma Schwierigkeiten wegen
der Schulpflicht voraus. Sie beantragten bei der Gemeinde, sich für eine weitergehende
Freistellung der Kinder von der Schulpflicht einzusetzen. Der Gemeinde war
diese Angelegenheit anscheinend sehr wichtig, denn sie betraute einen Rechtsvertreter
mit der Formulierung ihres entsprechenden Antrags an das Kreisdirektorium.
Dieser schrieb am 29. August 1818: „Die Vogtei Güntersthal, deren Bewohner eine
höchst dürftige Feldwirtschaft führen und sich vielfach noch durch auswärtige
Arbeiten im Taglohn durchbringen, fühlten darum den Seegen der v. Hermannschen
Fabrik für ihre Gegend ganz besonders. ... Die Fabrik bedarf zahlreicher Arbeiter.
Sie sucht dieselben im Alter von 11-12 Jahren, und hat bereits erklärt, daß sie aus-

259


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0259