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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 262
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0262
Durch die Säkularisation des Klosters ging dessen Grundbesitz auf die Landesherrschaft
über. Die Reben wurden nach 1806 verkauft, während Wiesen, Ackerland
und Wald beim Staat verblieben. Das Kloster hatte nach dem „Geometrischen Plan"
86 Jauchert „Mattfelder" - das waren die großen Wiesen unterhalb des Dorfs -,15
Jauchert „Ackerfeld" und 13 Jauchert „Vermischte Felder" besessen, insgesamt also
rund 114 Jauchert bzw. rund 65 ha. Nach den Veröffentlichungen im Amtsblatt
wurde der Ertrag dieses herrschaftlichen Geländes versteigert21 Durch diese nach
1806 zusätzlich zur Nutzung verfügbare Fläche wurde die Existenzgrundlage der
Bewohner Günterstals zwar insgesamt verbessert, doch ist die Unsicherheit für den
Einzelbetrieb, die sich aus der jährlichen Versteigerung ergab, nicht zu verkennen.
Im übrigen dürfte die ursprüngliche Verbesserung durch die wachsende Bevölkerungszahl
auf längere Sicht wieder zunichte gemacht worden sein. Unterlagen, die
Aufschluß über die Besitzgrößen der einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe und
die Anzahl des vorhandenen Nutzviehs geben könnten, ließen sich bisher nicht ermitteln
. Die Günterstäler Taglöhner fanden hauptsächlich in den umliegenden Waldungen
der Stadt Freiburg oder der Landesherrschaft Arbeit. Sie waren auch willkommene
Helfer für die einheimischen Landwirte zu Erntezeiten. Insbesondere im
„Heuet" waren zusätzliche „Mäher" gefragt.

Die im genannten Steuerregister aufgeführten Steuerkapitalien der Bewohner
geben ein Bild der wirtschaftlichen Verhältnisse der Steuerzahlen An der Spitze der
Pyramide standen mit weitem Abstand die Gebrüder v. Hermann als Fabrikbesitzer
mit 26020 fl Steuerkapital. Ihnen folgte der Hirschenwirt Johann Vogt mit 6 170 fl.
Heinrich Knepper, der Wirt der Gemeindestube lag mit 4 260 fl deutlich dahinter.
Wenn man bedenkt, daß der vormalige Schreinermeister Knepper noch 1806 so arm
war, daß er die Verwaltung bitten mußte, ihm den Hühnerstall des Klosters zum
Umbau als Wohnstätte für seine große Familie zu überlassen, so ist offenkundig, daß
es ihm mit Fleiß, Geschick und der Hilfe seiner Familie gelungen war, in 20 Jahren
ein nicht unbedeutendes Vermögen zu schaffen. Neben seiner Arbeit als Wirt
betätigte er sich auch noch als Weinhändler. Vielleicht hat er den einheimischen
Landwirten mit Rebbesitz geholfen, ihren Ertrag zu vermarkten.

Bei den Kleinbetrieben und Handwerkern lag der Olmüller Joseph Murst mit
6040 fl an der Spitze des Steueranschlags. Sein Kollege Anton Steygert/Steigert
folgte mit einem Steuerkapital von 5 430 fl. Auch der Müller Ignatz Meder hatte mit
5 220 fl ein überdurchschnittliches Steuerkapital. Sehr bescheiden waren dagegen
die Verhältnisse der beiden Metzger Lorenz Flamm und Joseph Zimmermann, die
beide ein Steuervermögen von 875 fl aufwiesen. Bei den Leinewebern führte Bernhard
Rees mit 1 930 fl knapp vor Martin Steigert mit 1 920 fl. Die am niedrigsten eingestuften
Leineweber waren Joseph Rees mit 500 fl und Michael Reisch mit 950 fl
Steuerkapital. Bei den Schustern reichte das Steuervermögen von 750 fl (Jacob
Flamm) bis zu 2435 fl (Mathäus Kurrus), Auch die Steuerkraft der als Schneider
tätigen Einwohner war sehr bescheiden und schwankte zwischen 625 fl (Martin
Lickert) und 1 520 fl (Konrad Steygert). Bei der Würdigung dieser Zahlen ist aber zu
berücksichtigen, daß bestimmte Handwerker wie die Schneider oder Schuster einen
geringeren Kapitaleinsatz für ihre Betriebsräume benötigten als beispielsweise die
Inhaber von Säge oder Mühle. Trotzdem fällt die große Bandbreite des Steuerkapi-

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