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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 266
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0266
Kirchliche Verhältnisse

Im Zuge der Josephinischen Reformen ordnete der Bischof von Konstanz am 31. Januar
1787 die Gründung der Pfarrei Günterstal an und teilte ihr die Kirche des Klosters
als Pfarrkirche zu. Gleichzeitig setzte er den jeweiligen Beichtvater der Klosterfrauen
als Pfarrer ein. Die Bewohner des Dorfes hatten bis dahin zur Pfarrei
Merzhausen gehört.45 Dem ersten Pfarrer Briffon folgte bis 1806 eine Reihe von
Konventualen des Klosters Tennenbach als Pfarrer und Beichtväter. Auch Alois
Haeufele, der am 15. September 1806 zum Pfarrer in Günterstal berufen wurde, war
ein Zisterzienser aus Tennenbach* Nach der Klosteraufhebung übernahm die Landesherrschaft
die Besoldung des Pfarrers. Rückwirkend auf 1806 verfügte der
Großherzog die Stiftung der mit 500 fl dotierten „Lokalkaplaney Güntersthal". Die
Bezüge wurden in Form von Naturalien, barem Geld und freier Wohnung gereicht.

Nach 1806 wohnte der Pfarrer noch einige Jahre im Klostergebäude, bis das
Kreisdirektorium Ende 1812 die Ortsverwaltung anwies, „die erforderlich werdende
Einrichtung einer Wohnung für den Pfarrer in dem alten Pfarrhof... sowie eines Kellers
unter der Kirche ... zu Stande zu bringen". Im Zuge dieser Baumaßnahme wurde
die Gemeinde mit dem Ansinnen konfrontiert, Fuhrfronden zum Pfarrhausbau zu leisten
. Unter Hinzuziehung eines Anwalts wehrte sich die Gemeinde unter Hinweis
auf die früheren Rechtsverhältnisse und die dürftige Lage der Bevölkerung energisch
gegen dieses Vorhaben und hatte Erfolg damit, denn die Fuhren wurden schließlich
gegen Bezahlung durchgeführt. Uber den Ausbau des Kellers unter der Kirche für
den Pfarrer berichtet Ignaz Speckle, der letzte Abt des Klosters St. Peter: „Zu Güntersthal
erbrachen sie im Juli 1812 die Gruft des dortigen ehemaligen adeligen
Frauenstifts, schütteten die Gebeine von ungefähr 16 verstorbenen Nonnen, welche
darin beigesetzt waren, in zwei große Truhen und begruben dieselben auf dem Kirchhof
, Die Todtengruft wurde alsdann in einen für den Pfarrer bestimmten Keller umgewandelt
."46 Die Entrüstung des Abtes über die Verwandlung der Gruft in einen
Kartoffelkeller ist verständlich, zumal er wußte, daß unter den Gebeinen sich die der
hochangesehenen vorletzten Äbtissin Maria Franziska Cajetana von Zurthannen befanden
. Im übrigen schwingen in seiner Äußerung die Emotionen mit, welche die
Säkularisierung ausgelöst hatte. Immerhin läßt sich zugunsten der Verwaltung anführen
, daß Pfarrer Haeufele von dem Vorhaben unterrichtet war. Er hätte es schon
im Planungsstadium verhindern können, notfalls durch Verzicht auf den Keller.

Die Ausstattung der Kirche wurde nach 1806 teilweise verkauft. Das Chorgestühl
erwarb die Kirche in Kirchzarten, wo es sich noch heute befindet. An die neu errichtete
Kirche in Buchenbach wurden zwei Seitenaltäre und Beichtstühle abgegeben.
Sie sind dort nicht mehr vorhanden. Nach dem Verkauf des Klostergebäudes im
Jahre 1812 wurden die von dort in die Kirche führenden Öffnungen zugemauert, die
ehemalige Nonnenempore wurde verkürzt, die versetzte Orgel überholt und die Kirche
weiß getüncht.

Beim Brand von 1829 blieben von der Kirche lediglich die Außenmauern erhalten
. Den Pfarrangehörigen gestattete man, die Gottesdienste nun in Merzhausen und
in der Wiehre zu besuchen. Für alte und gebrechliche Leute konnte der Pfarrer in
einem unzerstört gebliebenen Raum des ehemaligen Klostergebäudes, den ihm die

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