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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 278
(PDF, 57 MB)
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lige Landesherrschaft Osterreich. Daneben drückten die erhöhten Steuern und Abgaben
sowie die Einquartierungslasten die Bewohner. Besonders schmerzlich berührte
das ganze Dorf der Tod junger Günterstäler Soldaten in der Ferne.

Nach Napoleons Niederlage bei Waterloo folgten 15 friedliche Jahre. Baden erhielt
1818 eine Verfassung, und auch in Günterstal wählte man jeweils einen angesehenen
Bürger als Wahlmann. Die Abgeordneten des Wahlkreises waren nach allem,
was wir wissen, ohne Bezug zu der kleinen unbedeutenden Gemeinde. Außer dem
Pfarrer und den Fabrikbesitzern sind alle Bewohner nur in die Günterstäler Dorfschule
gegangen. Vor allem den älteren Bürgern machte manchmal das Schreiben
noch Schwierigkeiten. Die Landespolitik dürfte sie nicht wesentlich interessiert
haben, denn die Alltagssorgen, vermehrt durch Mißernten, Hochwasser und Krankheiten
, ließen hierfür wenig Zeit. Das kirchliche Leben verlief bis zum Brand des
Gotteshauses in ruhigen Bahnen. Ahnliches galt auch für die Schule.

* • • • _ _

Wie hat sich nun der Ubergang von Osterreich nach Baden in Güntersta] ausge-
wirkt? Da keine direkten Äußerungen der Bewohner hierzu überliefert wurden, sind
nur Vermutungen möglich. Sicher hat man sich schwer getan mit dem protestantischen
Großherzog und seiner übereifrigen Verwaltung, die wenig Verständnis für die
katholische Bevölkerung zeigte. Auch die Bindung Badens an Napoleon entsprach
nicht dem Denken der einfachen Landleute, In den Jahren nach 1820 dürfte die Haltung
des damaligen Großherzogs bei der Errichtung des Erzbistums Freiburg wenig
Zustimmung gefunden haben. Spezieller Ärger entstand bei der Günterstäler Bevölkerung
wegen der Verzögerung des Wiederaufbaus ihrer Kirche nach dem Brand
1829, Die Dorfbewohner konnten nicht verstehen, daß die Verwaltung hierfür fünf
Jahre brauchte, nachdem man sich 1806 den Besitz des Klosters in wenigen Wochen
angeeignet hatte. Alles in allem dürften die Günterstäler in den Jahren bis 1830 wohl
keine große Begeisterung für das Großherzogtum entwickelt haben. Inzwischen
wuchs aber eine neue Generation in diesem Staat heran, welche die früheren Zeiten
nur noch aus Erzählungen kannte. So brachten es Zeit und Umstände zwangsläufig
mit sich, daß auch Günterstal im Laufe der Jahre eine „badische" Gemeinde wurde.

Anmerkungen

1 Heinrich Schreiber, Freiburg im Breisgau mit seinen Umgebungen, 3. AufL 1840, S. 423.

2 StadtAF (= Stadtarchiv Freiburg) M 10 Nr. 13; siehe hierzu: Ernst Dreher, Das Kloster Günterstal

Von der letzten Äbtissin bis zur Französischen Revolution (1789), in: Sil (= Schau-ins Land. Zeit
sehr, des Breisgau-Geschichtsvereins) 108 (1989) S. 169-194. Dort finden sich auch ergänzende
Darstellungen, die zum Verständnis der im letzten Kapitel dieses Aufsatzes behandelten Straßenverhältnisse
nützlich sind.

3 In der Einschätzungstabelle von 1843 (StadtAF, G 11 XI) wird das Haus Nr. 38 als „beym obern
Thor" liegend bezeichnet. Dieses Tor war wohl kein Torgebäude, sondern dürfte einem Hoftor ähn
Hch gewesen sein.

4 In der Einschätzungstabelle von 1843 (wie Anm. 3) werden alle Anwesen an der heutigen Kybfel
senstraße als am Dorfweg gelegen bezeichnet.

5 Vgl. Ernst Dreher, Kirche, Kloster und Kapellen in Günterstal, in: Sil 106 (1987), S. 31-68, hier
S. 40 f.

6 StadtAF, G 11 XI. Die Einträge sind durchnumeriert. Aus den jährlichen Zusammenstellungen kön
nen Zu» und Abgänge ersehen werden.

7 Abbildung bei: Ernst Dreher, Günterstal im Jahre 1795, in: Sil 312(1993), S. 105-134, hier S. 120.
Die dortige Anm. 43 enthält einen Übertragungsfehler, der hiermit berichtigt werden soll: Das 1889

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