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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 286
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Baden gefallen, und der Kurfürst von Baden und spätere Großherzog Karl Friedrich
führte an zweiter Stelle den Titel „Herzog von Zähringen."11 Es könnte durchaus ein
Zusammenhang zwischen der Huldigung an den Großherzog am 30. Juni 1806 und
der Anfertigung des Stichs bestehen. (Vom Münster als potentieller Bistumskirche
kann zu dieser Zeit allerdings noch nicht die Rede gewesen sein, da zunächst die
kirchlich-territorialen Verhältnisse im neuen Großherzogtum geregelt werden mußten
.12) In der Ansprache des Freiburger Bürgermeisters Adrians anläßlich der Huldigungsfeierlichkeiten
ist von Karl Friedrich als dem „erhabenen Zähringer" die Rede,
wird ständig an dessen Stammväter erinnert: „Wir, die Freyburger, haben Anhänglichkeit
dem würdigsten Abkömmling jenes hohen Zähringer Stammes gelobt, dem
unsere alte Gemeinde ihre Gründung ... zu verdanken hat."13 Dasselbe politische
Programm wurde mit dem 1807 geschaffenen Bertoldsbrunnen verfolgt, der „als
eine Ovation für den neuen Herrscher Großherzog Karl Friedrich"14 gedacht war und
dessen politisches Programm ganz in der Zähringertradition stand. „Die taktisch-politischen
Absichten, die mit der Errichtung des Bertoldsbrunnens verfolgt wurden,
sind also nicht zu übersehen."15 Gleiches gilt wohl für Meißburgers Kupferstich des
Münsters, der den Großherzog für die ehemalige Zähringer- und Habsburgerstadt
gewinnen sollte. Damit sollte überdeckt werden, daß ein großer Teil der Bevölkerung
unterschwellig noch mit dem Haus Habsburg sympathisierte, auf dessen „milde
österreichische Hand" so mancher im stillen weiter hoffte. „Die tiefwurzelnde und
wie sich zeigen sollte, nicht leicht ausrottbare Sympathie für das Haus Habsburg, die
allerdings bei Adel, Geistlichkeit, Beamten- und Professorenschaft, bei Kaufleuten
und zünftigen Handwerkern unterschiedlich motiviert gewesen sein mag, war jedenfalls
der badischen Regierung nicht verborgen geblieben."16 Einerseits wollte man
sich das Badische Haus gewogen machen, andererseits liebäugelte man weiterhin
mit der österreichischen Herrschaft, wie sich bei den Besuchen des österreichischen
Kaisers Franz in den Jahren 1813 und 1814 zeigte. „In der Folgezeit schwankten die
Freiburger zwischen Resignation und immer wieder aufbrechender Euphorie,"
zumal der Kaiser davon sprach, den Breisgau wieder an sich ziehen zu wollen. Aber
Anfang Oktober 1815 gab es keinen Zweifel mehr daran, daß der Breisgau badisch
bleiben würde. Trotzdem wurde nochmals ein weiterer Vorstoß gewagt: „Ein letzter
Versuch einzelner Freiburger, kaisertreue Gesinnung zu beweisen, fällt in das Jahr
1816. Der Zeichner bei der großherzoglichen Baudirektion, Joseph Heckle, übersandte
Franz I. eine Zeichnung des Münsters mit einem Text, den offenbar wieder
Ferdinand Weiß entworfen hatte. Am Beispiel jenes Denkmals, in dem sich Zähringer
und Habsburger gleichermaßen verewigt hatten, dem Münster, beschwor dieser
die politisch-ideelle Zusammengehörigkeit beider Herrscherhäuser in einem letzten
vergeblichen Appell an das Gefühl des Kaisers."17

Nochmals war es Stadtrat Ferdinand Weiß, der nach dem Regierungsantritt
Großherzog Ludwigs in einer Festansprache der siebenhundertjährigen Geschichte
Freiburgs unter „Deutschlands ältestem Fürstenhaus, den erlauchten Zähringern
und deren hohem Abkömmling, dem heute gefeierten Großherzog Ludwig" gedachte
.18 Eine solche Huldigung für den Großherzog aus dem Munde des an sich
dem Kaiser ergebenen Weiß zeugt von der allgemein gewandelten Stimmung: „Es ist
auffallend, wie Weiß, der noch vor wenigen Jahren das Heil für Freiburg in der Rück-

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