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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 295
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0295
Verankerung im Kreise der angesehenen Familien des Oberlandes16 führten dazu,
daß Johann Michael Scheffelt schon in jungen Jahren der Posten des Vogts in Steinen
angetragen und er später als Abgeordneter in die zweite Kammer des badischen
Landtags gewählt wurde:17 1835-1842 vertrat er den Wahlbezirk 8 (Schopfheim-
Kandern);18 1846 gelang es ihm, im Wahlbezirk 9 (Lörrach) den Sitz des als gemäßigt
geltenden Bürgermeisters Johann Georg Grether von Lörrach zu erobern.19
Keinen nachprüfbaren Beweis gibt es hingegen für die in der Familie Scheffelt tradierte
sowie in der Ortschronik Steinen und Teilen der Literatur behauptete Zugehörigkeit
Scheffelts zur 1848 gewählten Deutschen Nationalversammlung in der
Paulskirche.20 Scheffelt wird in keinem Werk der biographischen Literatur zu den
Abgeordneten der Paulskirche erwähnt - auch nicht in der umfassenden Forschungsarbeit
von Heinrich Best und Wilhelm Weege, die soeben erschienen ist.21
Wahrscheinlich ist die nachträgliche „Ernennung" Scheffelts zum Paulskirchen-Mitglied
darauf zurückzuführen, daß er im Vorfeld der Wahlen für die Kandidatur auf
einen Abgeordnetensitz ins Gespräch gebracht worden war: Am 18.5. 1848 hatte ihn
der Demokratische Verein in Karlsruhe zur Wahl ins deutsche Parlament vorgeschlagen
.22

Im badischen Landtag stand Scheffelt als überzeugter Republikaner und Demokrat
auf dem „linken" Flügel der Liberalen. Wahrscheinlich gehörte er auch zu den
16 Abgeordneten, die nach der Debatte am 10. Februar 1849 dem Aufruf der „Linken
" folgend den Kammersitzungen fernblieben, um eine Auflösung zu erzwingen,
da sie Neuwahlen, in denen der ihrer Meinung nach inzwischen erfolgte politische
Meinungsumschwung in der Bevölkerung Ausdruck finden würde, als Voraussetzung
für die anstehende Erarbeitung einer Verfassungsreform betrachteten. Jedenfalls
erhielt Scheffelt am 12. März 1849 eine Aufforderung des Vizepräsidenten der
Zweiten Kammer, zurückzukehren und wieder an den Sitzungen teilzunehmen. Die
Frage von Landtagsneuwahl und Verfassungsreform wurde dann jäh entschieden, als
nach der Meuterei der badischen Armee in Rastatt und der Flucht von Großherzog

16 Vgl. Hans Peter Becht (wie Anm. 7) S. 66: Die vermögenden Gastwirte besaßen durchweg um
fangreiche landwirtschaftlich genutzte Güter und konnten die für die Abgeordnetentätigkeit gefor
derte Besitzqualifikation nachweisen. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Spitzenposition standen die
Gastwirte in der Regel in verwandtschaftlichen Beziehungen zu anderen Familien der kleinen bau
erlichen Oberschicht. Sie waren also Mitglieder jener Familienverbände, aus denen sich ein großer
Teil der Wahlmännerkollegien rekrutierte.

17 Fred Ludwig Sepaintner, Politisches Leben und Wahlen, in: Der Landkreis Lörrach Bd. 1. (wie
Anm. 2) S. 430 445, hier S. 430 f.

18 Schopfheim: Stadt an der Wiese im Landkreis Lörrach / Kandern: Stadt an der Kander im Landkreis
Lörrach.

19 Sepaintner (wie Anm. 17) S. 432.

20 Ernst Friedrich Bühler, Steinen Chronik eines Dorfes. 1982 / Ders., Johann Michael Scheffelt
1795 1853, in: Ekkhart Jahrbuch 1968 der Badischen Heimat, S. 122 136 / Anneliese Müller,
Steinen, in: Der Landkreis Lörrach, Bd. II (wie Anm. 2) 1994, S. 586 641, hier S. 600.

21 Heinrich Best/Wilhelm Weege, Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Na
tionalversammlung 1848/49 (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der Politischen
Parteien Bd. 8) 1996.

22 Ich verdanke die Kenntnis von diesem Vorgang einer freundlichen Mitteilung von Herrn Heinrich
Raab in Karlsruhe, der sich auf eine Quelle im Generallandesarchiv Karlsruhe stützt (69 N von Frey
dorfNr. 25:2 u. 21).

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