Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 296
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0296
und Staatsministerium am 13./14, Mai 1849 aus Karlsruhe der Landesausschuß der
Volksvereine in das Machtvakuum trat und durch eine Exekutivkommission die Regierungsgeschäfte
übernahm. Letztere löste die beiden Kammern des Landtags auf
und schrieb Wahlen zu einer konstituierenden Versammlung aus. Johann Michael
Scheffelt trat als Kandidat zu diesen Wahlen, die am 3. Juni 1849 stattfanden, an. Es
gelang ihm, das Mandat für den Wahlkreis V, der aus den Amtsbezirken Schopf heim,
Lörrach und Säckingen bestand, zu erringen. Am 10. Juni war er unter den 66 der 74
gewählten Abgeordneten, die in Karlsruhe zur ersten Sitzung der Verfassunggebenden
Versammlung zusammentraten. In dieser Versammlung war man sich zwar darüber
einig, daß das Ziel der Arbeit die Schaffung einer Republik sein sollte, während
jedoch die gemäßigte Mehrheit dazu über den Weg einer parlamentarischen Reform
und auf der Basis der Reichsverfassung kommen wollte, verlangte die radikale Minderheit
die möglichst umgehende Einführung eines republikanischen Staatswesens.
Mit der Niederschlagung des badischen Maiaufstandes und der Besetzung des Landes
durch preußische Truppen wurde die hektische Sitzungstätigkeit der Konstituante
aber nach nur drei Wochen jäh und gewaltsam beendet. Wie alle Repräsentanten
und Mitarbeiter des revolutionären Regimes mußte nun auch Scheffelt Verhaftung
und Anklage wegen Hochverrats befürchten. Bei der zu erwartenden
Verurteilung drohte ihm mindestens eine lang ährige Haftstrafe. Scheffelt entzog
sich diesem Schicksal durch die Flucht in die Schweiz, Von dort reiste er im August
1849 nach einem letzten Treffen mit seiner Familie im Basler Gasthaus zum Schiff
über Le Havre in die Vereinigten Staaten. Sein Sohn Ludwig und eine Magd namens
„Bäbele"23 begleiteten ihn.

Bereits am 16. Juli 1849 wurde das Vermögen Scheffelts durch den badischen
Staat beschlagnahmt. In Abwesenheit des Angeklagten fand ein Hochverratsprozeß
statt, der am 28. Januar 1850 mit der Verurteilung zu einer siebenjährigen Zuchthausstrafe
sowie zur Begleichung des der Staatskasse durch die Tat angeblich verursachten
Schadens endete. Bis zum Juni 1851 zogen sich die Verhandlungen über die
Abwicklung des finanziellen Teils der Strafe hin, was die Herausgabe des beschlagnahmten
Vermögens sehr zum Nachteil der Söhne Scheffelts lange hinauszögerte.
Eine Lösung wurde erst erreicht, als sich die Söhne bereiterklärten, insgesamt 3 000
Gulden an die Generalstaatskasse zu zahlen, und zwar in drei unverzinslichen Raten
zu 1 000 Gulden jeweils an Martini der Jahre 1851, 1852 und 1853.

Scheffelts Neuanfang in den Vereinigten Staaten war schwierig. Nach der Ankunft
in New York begab er sich nach Buffalo, N. Y. am Erie See, wie es ihm der amerikanische
Konsul in Basel, bei dem er sich hatte beraten lassen, empfohlen hatte.24 Vor
den Toren der Stadt, in Cheektowaga nahe Williamsville, erwarb er eine kleine Farm,
die er zusammen mit der Magd Bäbele und einem alten deutschstämmigen Knecht

23 In der Rede von Georg D. Vogt? Prediger der evangelischen St. Peterskirche in Buffalo, N. Y , am
Grabe Scheffelts wurde Bäbele 1853 als „Du seine treue Freundin, Gefährtin, Pflegerin auf fremder
Erde, Du Tochter seiner Wahl, Du ihm eben so teuer und wert als eine Tochter'4 angesprochen (Fa
milienchronik Scheffelt), Eventuell handelt es sich bei dem Prediger Vogt um einen gleichnamigen
Revolutionsflüchtling, der im August 1849 über Paris nach Le Havre reiste und sich dort nach Arne
rika einschiffte (Freundlicher Hinweis von Herrn Heinrich Raab in Karlsruhe).

24 Erläuterungen zu den amerikanischen Orten folgen unten in den Anmerkungen zur Briefedition
(Anm. 40 ff.).

296


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0296