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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 303
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0303
nische schweizerische Konsul Herr G. H. Goundie42 hier angelangt seie und daß ich
heute Abend, wenn ich wolle, mit ihm sprechen kann. - Ich benutzte diese schöne
Gelegenheit und ging zu ihm und bat ihn, mir über die Reise nach Amerika, über die
dortigen Verhältnisse und über die Ansiedelung der Einwanderer Auskunft und guten
Rat zu erteilen, was er auch mit großer Bereitwilligkeit und Freundlichkeit tat. Ich
war lange bei ihm und erfuhr Vieles, was mir als Auswanderer von Nutzen sein
könnte. - Ich will Dir nur einiges Wesentliche davon mitteilen:

1) Sollen wir in möglichster Bälde, wenn es sein könnte Ende des Monats August
noch, verreisen, indem dies die schönste Zeit dazu seie und am wenigsten Stürme auf
dem Meer herrschen, folglich am sichersten zu reisen wäre43 und der Monat Oktober
und auch anfangs November die beste Zeit seie, wo ich noch herumreisen und
mir für künftiges Frühjahr ein beliebiges Gut ausfindig machen

[Ende S. I]

und das nötige für die Anblumung dieser Güter durch den Winter besorgen könnte
etc.;

2) Glaube er, daß daß je länger je schwieriger man uns von Seiten Frankreich(s) die
Durchreise machen oder ganz untersagen werde;

3) Rate er besonders mir als Landwirt, sein Glück und Asyl in Amerika für die Zukunft
und für eine Familie oder gute Freunde, die mir allenfalls noch nachfolgen
wollen, im Staat Erie44 im Umkreis von Buffalo (zu suchen),45 wo die gesündeste

42 Die richtige Schreibweise des Namens ist „Gundie". Der Konsul der Vereinigten Staaten in Basel
George Henry Gundie (1805-1877) war der in Bethlehem (Pennsylvania) geborene Sohn deutscher
Einwanderer, die später in die Heimat zurückkehrten. Der zunächst im Handel tätige Gundie wurde
1840 Deputy United States Marshai und 1845 zum Konsul in Basel ernannt. Er hatte diesen Posten
bis 1857 inne und zeichnete sich besonders 1848/49 durch seine Unterstützung flüchtiger Revolutionsanhänger
aus. Ab 1853 war er in Zürich ansäßig. Von 1867 bis 1869 war er Abgeordneter im Parlament
des Staates Pennsylvania, Ich danke an dieser Stelle Ms, Barbara B, Walsh von der Library
of Congress in Washington, D, C,, die für mich freundlicherweise einen Nachruf zum Tode Gundies
in der New York Times vom 3,12. 1877 ermittelte, Nach Steven Rowan (Inventory Friedrich Hecker
1811 1881. Papers 1825 1987. Western Historical Manuscript Collection University of Missouri St.
Louis, 1987, S. 9 f,) war Gundie befreundet mit Friedrich Hecker, mit dem er auch korrespondierte
und für den er Briefe über den Atlantik beförderte. Er verlor sein Konsulnamt angeblich wegen seines
Sympathisierens mit deutschen Radikalen. Für ergänzende Informationen zur Person Gundies
danke ich Herrn Heinrich Raab in Karlsruhe.

43 Um 1850 setzte sich im Transatlantikverkehr, auf dem sich inzwischen ein regelrechter Linienverkehr
mit sog. Paketbooten entwickelt hatte, allmählich die Dampfschiffahrt zunächst mit Raddampfern
und teilweise mit Segelunterstützung - durch. Aber noch immer beförderten Segelschiffe
den größten Teil der Passagiere und Frachten. Während Dampfer 14—25 Tage für die Atlantiküber-
querung benötigten, waren Segler je nach Wetterlage ca. 40 Tage unterwegs. Widrige Verhältnisse
konnten die Reise aber erheblich verlängern: 1858 erreichte der Segler „Howard" von Hamburg aus
New York erst nach 96 Tagen! VgL Hermann Wätjen, Aus der Frühzeit des Nordatlantikverkehrs.
Studien zur Geschichte der deutschen Schiffahrt und deutschen Auswanderung nach den Vereinigten
Staaten bis zum Ende des amerikanischen Bürgerkriegs, 1932. In seinem Brief vom 28. 2. 1853 erwähnt
Scheffelt, daß die Familie Schmiedlin bei ihrer Reise aus dem badischen Oberland bis zu ihm
nach Williamsville 82 Tage unterwegs gewesen sei!

44 Scheffelt meint sicherlich das zum Staat New York gehörige „Erie County'k mit dem Hauptort Buffalo
am nordöstlichen Ende des Erie Sees.

45 Die 1801 gegründete Stadt Buffalo im Staat New York wuchs zwischen 1820 und 1860 von 2095 auf
81 129 Einwohner. Sie war eine der Hauptdurchgangsstationen deutscher Einwanderer, die nach der
Landung in New York mit der Eisenbahn oder per Flußschiff auf Hudson und Erie Canal dorthin ge-

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