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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 305
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wir abreisen, um die beste Zeit zu benutzen. Später kommen die Stürme. Über den
Transport der Effekten, die 10 Tage voraus geschickt werden müßten, haben wir
heute, ich und Kiefer, der ebenfalls bis St. Louis48 oder Buffalo mit uns reisen will,
Accord mit Spedition Oswald abgeschlossen, den Zentner für 7 fl, bis Haber (= Le
Havre) >A9Von dort ist alles auf dem Schiff frei. 60 Pfund dürfen wir mit der Post oder
Eisenbahn frei mitnehmen. Herr Goundie ratet uns, erst in Haber Accord mit dem
Schiffseigentümer abzuschließen, indem wir erstens wohlfeiler wegkommen und 2)
besseren Platz erhalten etc.

Dann sollen wir für treue Leute sorgen, die das Hauswesen besorgen, indem diese
sehr schwer zu erhalten seien und teuer bezahlt werden müßten, ohne daß sie etwas
verstehen oder den Dienst treu versehen. Sie laufen fort, ohne etwas zu sagen, weil
sie jeden Tag ihren Lohn fordern können. Da man viel Schweine, Kühe und Geflügel
halte, müsse man weiblose Dienstleute haben, um diese zu besorgen und zu melken
, das Geflügel und Käse etc. zu Markte zu tragen etc.

[Ende S. 4 /Randvermerk siehe unten]

Herr Goundie sagt ferner, daß wir die Hälfte des Geldes in Wechseln und die andere
in Gold mitnehmen sollen, um sicher zu sein, nicht alles zu verlieren, im Fall ein
Haus, auf welches man die Wechsel nehme, auch während der Zeit unserer Uberfahrt
fallieren könnte, was übrigens selten der Fall seie» Daher wird es gut sein, das Geld
bald zu erhalten, um nach und nach es umzuwechseln. Dann sollen wir besorgt sein,
daß wir alle unsere Sachen zeitlich genug etwa 10 Tage vor der Abfahrt bestellen,
weil man nicht wissen könne, wann Frankreich die Fremden zurückweise. Die Heimatscheine
müßten nach Frankreich oder doch Mülhausen ausgestellt werden. Ludwig
muß also bald für ein(en) Heimatschein sorgen» Vielleicht wird er aber nicht einmal
legalisiert vom Amt, dann soll er sorgen, daß er von jemand anders ein(en) Paß
oder Heimatschein oder doch nur ein(en) Heimatschein von den Vorgesetzten unterzeichnet
und (vom Gemeinderat) mit Amtssiegel (beglaubigt) erhalte, wofür er sich
ein(en) Paß in Frankreich verschaffen muß etc.

Dies sage (ich) Dir alles nur vorläufig in aller Hast, damit Du darauf Deine Maßnahmen
treffen kannst. Indessen grüßt Euch Lieben alle herzlich

Dein Scheffelt"

[Ende S, 5 /Randvermerk siehe unten]
[Randvermerk aufS. 3 links:]

„In Buffalo wohnt mein ehemaliger Pflegsohn Schanzlin,50 bei welchem ich das
Winterquartier machen werde."

48 Die 1764 gegründete Stadt St. Louis (Missouri), 32 km unterhalb der Mündung des Missouri in den
Mississippi gelegen, galt als Tor zum noch unerschlossenen Westen Nordamerikas. Zwischen 1840
und 1860 wuchs ihre Einwohnerzahl nicht zuletzt auch durch deutsche Einwanderer von 16 470 auf
160 773 Einwohner. Vgl. Brockhaus1 Konversations-Lexikon Bd. 14 (wie Anm. 45).

49 Le Havre war neben Antwerpen bevorzugter Einschiffungsort für süddeutsche Auswanderer nach
Amerika, 1849 kamen über Le Havre 16 459 deutsche Einwanderer mit 90 Schiffen nach New York.
Vgl. Wätjen (wie Anm 43) S. 191.

50 Scheffelts Pflegesohn Schanzlin gelangte den Briefen seines Ziehvaters zufolge als erfolgreicher
Bierbrauer in Buffalo zu beträchtlichem Wohlstand. Für zahlreiche Auswanderer aus dem Wiesental
scheint er eine der ersten Anlaufstellen nach ihrer Ankunft in den Vereinigten Staaten gewesen zu

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