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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 309
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0309
War es nötig, die provisorische Vermögensabteilung, die zwischen mir und meinen
Söhnen gemacht worden (ist), was nach mir mein Vermögensanteil laut Quittung
ausbezahlt wurde, vorzulegen? Weder diese Abteilung noch die noch früher, in der
guten Zeit, wolles (= wo alles) 4 mal mehr Wert hatte als jetzt, aufgestellte Inventur
geht den Fiscus etwas an. Wenn der Fiscus glaubt, ein Recht auf mein Vermögen zu
haben, so muß er es nach dem jetzigen Stand aufnehmen und von dem der Kinder
ihrem scheiden. Hat man denn nicht auch ange(ge)ben, daß ich, ehe ich mich flüchtig
gemacht (habe), meine Barschaft auch ziemlich an der Fahrnis mitgenommen
hätte, und wird mir denn das Vermögen, welches ich in Wechsel(n) nach New York
geschickt (habe), nicht von meiner Forderung abgezogen?

[Ende S. 1]

Ich glaube, dies(e) Prozeßführung ist fehlerhafter, als die Quittung, dich (= die
ich) für meine Kinder ausgestellt (habe), die doch von dem Notaire für gut und gültig
befunden wurde. Dann wäre es nicht einmal nötig gewesen, sie vorzulegen. Dieser
ungerechte Prozeß hat mir schon viel Kummer und unruhige Stunden gemacht,
um so mehr als ich der Ursächer davon bin. O hätte doch eine feindliche Kugel meinem
Leben ein Ende gemacht, so wäre ich von allem Unglück erlöst! Oder hätte ich
nie ein Amt angenommen und wäre lieber schon vor 20 Jahren mit meiner Familie
nach Amerika gezogen. Ich und die lieben Meinigen wären gewiß glücklich und hätten
eine schöne frohe Zukunft vor uns. Ich hatte seit meines Bürgerantritts in Steinen
nichts als Kummer, Sorgen und Arbeit und meistens nur für andere. Man hat mir seit
32 Jahren Amter und öffentliche Arbeiten ohne Unterlaß aufgelegt und ich habe, wie
ich glaube, meistens im Sinn meiner Mitbürger und meiner Pflicht getreu gehandelt
bis auf die letzte Stunde. Gott ist mein Zeuge, daß mich nie eine unredliche Absicht
angeleitet (hat), oder daß ich von Ehrgeiz getrieben wurde, Alles, was ich getan
(habe), geschah aus guter Absicht und aus Liebe für meine Brüder, für das allgemeine
Beste. Und für alle meine Opfer, die ich brachte, wurde ich als Verbrecher verfolgt
und mußte mich in das Land der Freiheit und Wahrheit flüchten, in das Land,
wo nur das strenge Recht und Wahrheit überall waltet.

Hinsichtlich Deiner Bemerkungen in Deinem jüngsten Schreiben, daß ich meine
Kinder und Verwandten der Teilnahmslosigkeit gegen mich beschuldige, nur einige
Worte: Schon vor einigen Jahren fühlte ich, daß meine liebsten Verwandten mich
nicht mehr mit solcher Liebe und Vertrauen behandelten und mir meine Handlungen,
besonders die öffentlichen politischen, weniger billigten als früher und in Folge meines
Handelns etwas kälter gegen mich wurden. Mein Vertrauen, was ich bei ihnen
hatte, schwand allmählich, besonders in der letzten Zeit. Dies verwundete mein Herz
und machte mich rückhaltend und bei meinen Verwandten einsilbiger. Ich forschte
immer nach der Ursache. Als solche mag oben anstehen: erstens unsere verschiedenen
Ansichten im Politischen. Man glaubte vielleicht, ich könnte Strubis (= Struves)
Ansichten huldigen?58 Nein, Strubis Pläne und Ansichten waren nie die meinigen; 2.

58 Gustav v. Struve (1805 1870). der dem Frankfurter Vorparlament angehört und am 21. 9. 1848 in
Lörrach die deutsche Republik ausgerufen hatte (Struve-Putsch), floh nach dem Scheitern des badischen
Volksaufstands 1849 über die Schweiz und Frankreich nach England. 1851 ging er in die Vereinigten
Staaten, wo er sich weiter für die Sache der Revolution einsetzte, als Journalist tätig war und
sich aktiv am politischen Leben (Republikanische Partei) beteiligte. Im Bürgerkrieg kämpfte er als

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