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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 311
(PDF, 57 MB)
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wenn Ihr dies Benehmen kennt. Als ich Fritz in Basel fragte, welche Unterstützung
werdet ihr mir zukommen lassen? Antwort: Ich hätte ja kein Vermögen mehr anzusprechen
, und ob es nicht genug seie, wenn ich aus dem Gelde Ludwigs ein Land
kaufen, beim Ludwig wohnen und leben könne? (natürlich auch für ihn arbeiten
könnte). Zum Ludwig sagte er aber, habe Sorg zu Deinem Vermögen. Gib es nur
nicht aus den Händen, und das, was daraus gekauft wird, ist Dein. Wenn Du mit dem
Vater nicht gut auskommen solltest, so weißt Du, was zu tun ist! Der Vater hat keine
Ansprüche mehr auf Dein Vermögen. Und als Ludwig sich erklärte, unter keiner Bedingung
in Amerika bleiben zu wollen, bot er mir sein

[Ende S. 3 / Randvermerk siehe unten]
Kapital, welches ich ihm in Wechsel(n) nach New York geschickt (habe), als mein
Eigentum an mit den Worten: „Er wolle se'm(en) Vater nicht als Bettler in einem
fremden Land zurücklassen." Nun, welcher hat seine Kindespflicht am besten erfüllt
? Daß ich Ludwig über seine Handlung belobte, will nicht sagen, daß ich ihm
den Vorzug vor den anderen gäbe. Ich kenne alle drei. Es hat jeder sein Gutes, und
Ernst würde gewiß auch edel gegen mich gehandelt haben, wenn er ans (= an des)
Ludwigs Platz gewesen wäre» Wenigstens hätte er mich nicht verlassen.

Wenn mich Ernst über Ludwigs Verhältnisse, in welchen er gelebt (hat) und die
ihm leider ganz zur zweiten Natur geworden (sind)^ sowie über seine weiteren Umstände
und Untugenden genauer unterrichtet hätte, würde ich ihn nicht mit mir genommen
haben. Erst später, als ich schon bei Schanzlin in Buffalo war, erfuhr ich
durch Einwanderer von Steinen, was Ludwig für ein Leben geführt (hat) etc. Ein
Mensch mit solchen Untugenden kann in Amerika nicht existieren. Er wird ein verachteter
unglücklicher Taugenichts. Menschliche Tugenden werden in Amerika
hochgeschätzt, das Gegenteil aber sehr bestraft. In dieser Beziehung steht der Amerikaner
höher als der Deutsche. An Zuspruch fehlte es bei Ludwig nicht, sowohl auf
dem Schiff als (auch) in New York. Alle meine Reisegefährten sprachen ihm in
jeder Beziehung zu, besonders aber daß er sein(^) Vater nicht verlassen soll. Freund
Kiefer gab sich viel Mühe mit ihm und machte ihm Vorstellungen. Alleine alles war
vergebens. Auch Doktor Josefs in New York suchten, ihn zu bewegen, bei seinem
Vater zu bleiben und stellten ihm seine Pflichten vor. Alles half nichts.

Daß meine Söhne Ernst und Fritz (einen) harten Stand haben in Steinen, ist mir
wohl bekannt, und daß sie auch von meinen Feinden viel leiden mußten, kann ich
mir wohl denken. Dies macht mir Kummer und {ich) habe schon oft gewünscht, wäre
doch wenigstens auch der gute Ernst bei mir, wo er glücklich leben könnte!

Nun will ich Dir Deine Fragen kurz beantworten:
1. Wie gehts dem Fritz von Binzen?59 Dem Fritz, der früher einige Jahre bei Dir als
Knecht war, dem gehts gut. Die meiste Zeit seines Hierseins brachte er bei einem
Amerikanerfarmer zu, wo er jährlich 100 Dollar Lohn hatte, dann vom Frühjahr
1850 bis Dezember war er bei Schanzlin. Es gefiel ihm aber nicht gut. Die Arbeit
war streng. Oft mußte er die ganze Nacht mitmachen. Dann hatte er keine Gelegenheit
, Englisch zu lernen. Lohn hatte er .10 Dollar pro Monat. Wo er jetzt ist,
kann ich nicht sagen. Er ist recht gesund und auch brav. Er will sich ein Stück

59 Gemeinde an der Kander im Landkreis Lörrach.

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