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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 314
(PDF, 57 MB)
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machen und mir in irgendeinem Staat Amerikas, wo es mir am besten gefiel^),
ein schönes Plätzchen oder auch (eine) schöne große Farm suchen und da mein
Geschäft treiben. In Amerika kann ein vermöglicher Mann wahrhaft glücklich und
in jeder Beziehung ganz unabhängig leben und in Betreff seiner Nachkommen
froh und heiter in die Zukunft schauen. Ich kann nicht begreifen, warum die reichen
Leute das verdorbene Deutschland nicht mit dem glücklichen Amerika vertauschen
und ein Land nicht verlassen wollen, wo über kurz oder lang eine fürchterliche
Umwälzung stattfinden muß. Jeder Vernünftige muß dies einsehen. Die
große Übervölkerung kann nicht mehr lange in Ruhe und (wie die deutschen Michel
sagen) in Ordnung erhalten werden. Sie wird bald durchbrechen und alles
jetzt Bestehende umstürzen, und erst wenn sich die Menschen zum größten Teil
gemordet und alles zerstört haben werden, wird der noch lebende Teil der Europäer
ein(en) neuen republikanischen Staat auf die Trümmer und Grabhügel erbauen
, Hätte ich meinem eigenen Rat gefolgt und nicht auf meine unentschlossenen
hasfüssigen Freunde gehört, so würde ich schon vor 15 Jahren meinen Plan
ausgeführt haben, wozu mir sogar meine selige Frau geraten. Sie war entschlossen
, fürchtete sich aber, (sich) offen dazu zu erklären. Jetzt wäre ich ein glücklicher
Familien-Vater und für meine Kinder wäre für die Zukunft, so glaube ich, gesorgt
. Es heißt freilich, und dies sagen gewöhnliche Menschen, die die Verhältnisse
und die ganze Sache Europas nicht gehörig durchschauen mögen oder
können, „bleibe im Lande und nähre Dich redlich", oder man solle sein Vaterland
nicht ohne Not verlassen, Ich frage aber, ist dies auch möglich, daß sich alle die
vielen Leute in Europa auch redlich ernähren können, ohne zu hungern; muß denn
nicht einer dem andern vor die Sonne stehen oder, besser gesagt, sich einer auf
Kosten des andern ernähren? Und welches ist denn unser Vaterland? Ist (das) denn
nicht auch Amerika oder die ganze Welt? Für wen hat denn unser Schöpfer das
große schöne, mit allen Vorzügen begabte Land geschaffen? Sollen die vielen
hundert Millionen Ackers des schönen fruchtbaren Lands unbenutzt liegen? Nein,
das hieße Gottes Gabe verachten. Und warum sollen die lOOOende(n) von Europäern
, welchen Gott doch auch ihr Pfund anvertraut hat, nicht auch nutzbringend
anlegen? Hier in Amerika ist der Weg dazu. Hier bieten sich die vorteilhaf-
testen Gelegenheiten im Uberfluß dazu. Darum Ihr Vermöglichen und Reichen
Europas verschafft den Armen und Mittellosen Hilfe, daß sie das fruchtbare große
Land benutzen können!! Oder macht den Armen Platz und kommt selbst herbei in
das Land der Freiheit. Hier dürft Ihr diese nicht mehr erringen. Hier könnt Ihr
glücklich und ohne Sorgen die Zukunft erwarten. Hier könnt Ihr Euch verjüngen.
Wir haben bessere und reinere Luft als dort draußen. Kommt und sehet einmal unsere
schönen frischen und gesunden, wohlgenährten frohsinnigen Bewohner an.
Hier findet Ihr (außer in einigen ganz großen Städten, und das sind gewöhnlich
europäische Tagediebe) keine Bettler, und niemand(e/i), der hungert. Auch Schandarmen
(= Gendarmen), Polizeijäger, Steuereinzieher oder Exequenten,73 Accis-

besitz im Umland der Stadt New York erwarb. Er vergrößerte sein Vermögen im China Handel und
mit Bodenspekulationen, Astor galt in seiner Zeit als reichster Mann Amerikas. Vgl, Gerhard Käl
ler, Johann Jakob Astor (1763 1848), in: USA und Baden-Württemberg (wie Anm. 58) S. 77 78.
73 (Gerichts-)Vollzieher

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