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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 323
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0323
Natur, sie galt nichts vor dem Tribunal der roten Monarchie. Ja, wenn sich auch ein
tausendmal stärkerer Wildstrom von unsren Hochgebirgen herab über das Badnerland
ergießen würde, er würde die aufgetürmte Schmach der unversöhnlichen Aristokratie
nicht hinwegspülen können.

Lieber Oncle! Machet Euch wegen dieser paar tausend Gulden keine unnötigen
Sorgen. Ihr habt Euren Söhnen ein andres schönes Erbteil hier in Europa hinterlassen
: Euren Namen als ehrlicher, für das allgemeine Wohl des Volkes arbeitender
Deutscher. Deshalb gehören sie zu den wenigen vermöglichen Familien, welche frei
und getrost der Zukunft entgegenschauen können. Es gereicht ihnen zur Ehre, daß
ihr Name bei der Aristokratie verhaßt ist. Sie betragen sich deshalb vorsichtig, und
wenn einst der Wiederausbruch der Revolution erfolgt, so wird selbst der blutigste,
aller Religion und allem Eigentum Hohn sprechende Guillotinenmann beim Klang
Eures Namens von Eurer Schwelle fernbleiben.

Soeben erst erfahre ich, warum Dr. Baurittel noch nicht abreisen kann: Seine
Haushälterin ist wieder Kindbetterin geworden. Er wartet jetzt, bis er sie mitnehmen
kann. Wenn Ihr wisset, ob des Michael Kühlers Sohn von Steinen noch am Leben ist,
so sollet Ihr es schreiben. Seine Leute haben schon einige Zeit bange Ahndungen
wegen ihm. Meines lieben Vaters Brief von Anfang Juli werdet Ihr, soviel wir hoffen,
erhalten haben. Wir haben ihn nämlich durch einen nicht ganz zuverlässigen Boten
nach Basel geschickt und frankieren lassen.

Den 24. September: In Rastatt regiert die Ruhr fürchterlich." Engelwirt Mautz
kommt soeben todkrank davon nach Haus. Hier herrscht das Nervenfieber überhaupt
sehr stark. In der Nacht vom 24ten auf den 25ten dieses Monats starb auch Stadtmüller
Grether in Schopfheim daran. In hiesiger Gegend starben in letzter Zeit sehr
viele Leute. Fast jeden Tag ist (= gibt es) eine oder auch zwei Leichen. Ernst Friedrich
von Auggen kehrt eben wieder zurück von der Hochzeitsreise^

[Ende S* 2 /An dieser Stelle wurde der Brief offenkundig unterbrochen,
am selben Tag aber noch auf einem neuen Bogen mit erneuter Anrede

und Datie rung fo rtgesetzt: ]
„Tumringen am 20ten September 1851
Mein lieber Oncle!

Schon seit sehr langer Zeit habe ich diesen Brief für Euch beruilloniert100 und wartete
immer auf die Abreise des Dr. Baurittel. Auch haben wir demselben schon wenigstens
vor einem Vierteljahr 2 Paar Stiefel und 6 Hemden für Euch übergeben. Nun
weiß aber niemand, wann derselbe abreist. In letzter Zeit ist er, soviel ich weiß, in
Basel. Wenn wir es im voraus gewußt hätten, daß er solange zögern würde, so wäre
es uns nie in den Sinn gekommen, ihm Eure Stiefel und Hemden zu übergeben. Ich
selbst werde, wenn ich das nächste Mal nach Basel gehe, mit ihm zu reden suchen,
und sollte es der Fall sein, daß er noch lange nicht abreist, so tue ich diesen Brief auf
die Post und frankiere ihn soweit als möglich. Nun werdet Ihr vorerst begierig sein,

befestigung der Wiese. VgL Ernst Friedrich Bühler, Johann Michael Scheffelt (wie Anm. 20)

*5 > 123 jOf <

99 In der Bundesfestung Rastatt wurden zahlreiche Revolutionsteilnehmer und Verdächtige aus ganz
Baden gefangengehalten.

100 Vermutlich mißglückte Bildung eines Verbs zu „Brouillon" = schriftlicher Entwurf, Skizze.

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