Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 324
(PDF, 57 MB)
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zu erfahren, wie es bei den Eurigen in Steinen geht. Ernst befindet sich gottlob wohl,
ist aber immer sehr geschafft, besonders jetzt mit dem Einkauf von Gerste, weil dieselbe
sehr aufgeschlagen hat und nun mancherorten schon XlVi fl. kostet. Der Preis
vom Weizen hat sich auch auf 13 Vz ü. erhöht, ist aber gegen die Gerste immer sehr
niedrig. Schon lange haben wir dem Ernst geraten, er solle entweder wieder heiraten
oder seine meisten Güter verpachten und zum Fritz ziehen und nur die Bierbrauerei
zu betreiben. Freilich ist dies Bierbrauereigeschäft beim jetzigen hohen Gerstenpreis
nicht sehr profitabel. Allein doch nach meiner Ansicht immer noch profitabler als
eine Haushaltung mit fremden Leuten. Ernst beabsichtigt nun wirklich, die meisten
seiner Güter auszuleihen, den unteren Stock (im oberen wohnt seit einiger Zeit Herr
Mack mit seiner jungen Frau, einer Pfarrerstochter von Opfingen)101 auch noch auszuleihen
und zum Fritz zu ziehen, Dann kann er auch mehr darauf eingehen und sein
immer sehr vorzügliches Bier auch in vielen andern Wirtschaften anzubringen suchen
. Ernst hatte auch schon früher dem Hirschwirt Pflüger102 in Lörrach sein(en)
Bierbedarf geliefert und Pflüger war sehr zufrieden damit. Da kam auf einmal Stuck
aus Emmendingen zum Pflüger und schickte ihm wieder zuerst sogar ohne Bestellung
seinen Bierbedarf. Das sind Freund- und Vormundschaftsstücke. Ernst hatte
auch schon Lust, nach Amerika auszuwandern, allein ich glaube, er besitzt nicht
genug Kraft, einen solchen Entschluß durchzuführen. Wenn mein Vater einen tüchtigen
Tochtermann bekäme, der unser Geschäft gut zu leiten wüßte und ich alsdann
auswanderte, dann ginge Euer Ernst gewiß auch mit. Ludwig ist immer so ziemlich
fleißig und läßt sich zu allem gut gebrauchen. Auch glaube ich, daß er nicht mehr soviel
trinkt als wie früher. Fritz regt sich sehr in seinem Beruf als Wirt mit allem Fleiß
und hat immer sehr viele Gäste. Den 8ten September wurde er von einem heftigen
Gallenfieber mit starker Gehirnaffektion befallen, von welchem er noch nicht ganz
genesen ist. Es geht ihm aber gottlob wieder besser. Er mußte 3 mal zur Ader lassen,
schröpfen und Blutegel anlegen, hatte aber bis vor einigen Tagen noch immer starken
Blutandrang gegen den Kopf und Bangigkeiten. Jetzt ist er sehr schwach, was
ein großes Zeichen der Besserung ist. Es ist fast immer jemand von uns bei ihm.
Heute Nacht gehe ich wieder zu ihm, um zu wachen und morgen in der Wirtschaft zu
helfen. Ich trage diesen Brief noch nicht nach Basel, bis ich Euch genauere und befriedigendere
Nachricht von seinem Befinden geben kann. Im Anfang brauchte er
nur den Soder. In der Nacht vom Ilten auf den 12ten dieses Monats, ließ ich nach
dem Dn Schweikhardt rufen.103 Stadler und seine Frau sind sehr besorgt um ihn. Es
hilft uns fast immer jemand wachen, damit Ernst auch mehr ins Bett kann. Solche
guten Nachbarn trifft man selten.

101 Heute Stadtteil von Freiburg, am Tuniberg gelegen.

502 Der Hirschenwht und Posthalter in Lörrach Markus Pflüger (1824-1907) war als Hauptmann der
Lörracher Bürgerwehr Teilnehmer des Struve Aufstands. 1871 wurde er Abgeordneter in der Zweiten
Kammer des Badischen Landtags und Reichstagsabgeordneten Vgl. Hugo Ott, Lörrachs Weg
zur Industriestadt, in: Lörrach. Landschaft-Geschichte-Kultur (wie Anm. 10) S. 283^476, hier
S. 294 und 30 L

103 Der praktische Arzt und Medizinalrat Dr. Schweikhardt, der seit 1840 in Schopfheim ansässig war,
wurde 1864 Amtsphysikus beim Bezirksamt. Die Stadt Schopfheim verlieh ihm 1874 das Ehren-
bürgerrecht. Vgl. August Eberlin, Geschichte der Stadt Schopfheim und ihrer Umgebung. 1878,
S« 150*

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