Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 326
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0326
schiffen und Warenvorräten und den Dockyards und dem Arsenal von Woolwich115
herum. Am 6ten August verreiste ich von London per Eisenbahn über Folkestone116
nach Dover117 und von da zu Dampfschiff nach Ostende und von hier per Eisenbahn
nach Brüssel. Hier erhielt ich eine Einlaßkarte auf eine Musterwirtschaft in der Nor-
mandie. Von Brüssel aus besuchte ich auch das Schlachtfeld in Waterloo1 ^ und verreiste
am lOten August nach Paris, Nachdem ich noch von hieraus eine Reise in die
Normandie nach Rouen, Darnätal und St. Jacques,119 wo sich das Gut befindet, unternommen
hatte, trat ich, nachdem ich Paris mit allen Merkwürdigkeiten durchmustert
hatte, meine Rückreise über Straßburg und Basel an. Im ganzen war ich 6 Wochen
fort und brauchte gerade nicht viel Geld. Ein Urteil über die Industrieausstellung
will ich hier nicht fällen.120 Allerdings ist dieselbe das großartigste Werk, was
bis jetzt in diesem Genre dargestellt worden ist* Übrigens bezweifle ich, ob es eine
zweite Weltausstellung je geben wird, denn in London litten erstens die Aussteller
und 2tens die Besucher sehr viel; erstere dadurch, daß ihnen Waren verdorben wurden
und daß deren Wert unter der sinnverwirrenden Masse der Menge der ausgestellten
Gegenstände verschwindend oder doch verkleinert scheinen mußte. Die
Sinne der Besucher wurden durch den höllischen Lärm der probierten Klaviere,
Orgel(rc), Glocken, Maschinen sowie durch den Glanz der Farben, das Gedräng der
Menschen, die unausstehliche Hitze so betäubt, daß es ihnen wenigstens in den ersten
paar Tagen nicht gelingen konnte, die vorteilhaften Begriffe über die Gegenstände
festzuhalten. Auch konnte man hier kein Urteil über die Industrie der einzelnen
Länder fällen, weil diejenigen, welche vorteilhaftere Transportmittel besassen,
auch mehr Waren ausstellen konnten. In London traf ich den Herrn Deputierten Hel-
bing aus Emmendingen,121 welcher sich auch nach Euch erkundigte, Papierfabrikant
Sutter122 von Schopfheim und Obrist Geigy123 waren auch dort. In Paris sah es
während meinem dortigen Aufenthalt sehr düster aus. Eine greuliche Menge von Militär
aller Waffengattungen ist hier zusammengezogen, eine Kaserne grenzt an die
andere, verdeckte Batterien und Forts werden überall in der Stadt aufgeworfen, eine

115 Südöstlicher Vorort von London in der Grafschaft Kent.

116 Hafenstadt an der Küste der Grafschaft Kent.

117 Hafenstadt an der Kanalküste in der Grafschaft Kent,

m Gemeinde in der belgischen Provinz Brabant, 15 km südlieh von Brüssel.

119 St, Jacques-sur-DarnetaL Die Stadt Dareetal im französischen Departement Seine Tnferieure 4 km
östlich von Rouen war im 19. Jahrhundert ein Zentrum der Textilindustrie.

120 In London fand 1851 die erste der sog. Weltausstellungen statt, bei denen die Staaten einen
Überblick über ihre Gesamterzeugung gewähren. Grethers Annahme, es werde keine weitere Weltausstellung
geben, erwies sich als Irrtum. Bereits 1855 folgte die Weltausstellung in Paris.

121 Der Emmendinger Fabrikant und Bürgermeister Karl Helbing (1802 1874) war von 1841 bis 1849
Abgeordneter in der Zweiten Kammer des Badischen Landtags. 1848/49 gehörte er der Deutschen
Nationalversammlung in Frankfurt an. Vgl. Koch (wie Anm, 81) S. 207.

122 Johann Sutter hatte 1836 seine Handpapiermühle in eine mechanische Papierfabrik umgewandelt.
Vgl. Eberlin (wie Anm. 103) S. 157.

123 Der Schweizer Oberst Wilhelm Geigy-Lichtenhahn war Eigentümer der „Mechanischen Spinnerei
und Weberei Steinen", für deren Betrieb er nach 1834 die sog. Obere Fabrik mit 115 Webstühlen er
richtet hatte. 1854 erweiterte Geigy die Produktionsanlagen um die sog. Untere Fabrik. Wenige
Jahre später kaufte er die Handweberei der Lörracher Firma Merian Sc Koechlin im unteren Teil des
Ortes mit 164 Handwebstühlen hinzu, die er bereits seit 1849 gepachtet hatte, Vgl Müller (wie
Anm. 20) S. 605.

326


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0326