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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 327
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0327
Patrouille jagt die andere, ein berittener Feldgendarm sprengt hinter dem andern
durch die Straßen, den ganzen Tag hört man nur Militärgerassel, Trommeln und
Trompeten,124 Hier sah ich Dr. Bronner, der mit Euch in der Landesgemeinde war. Er
besitzt eine ziemliche Praxis in Paris.125 Er läßt Euch herzlich grüßen. Die Adresse
des guten alten Peter, der auch in Paris ist, konnte ich leider nicht erfahren. Es ist,
hörte ich, auf dem Boulevard St. Martin ein fürchterliches Gelächter. Was war's? Der
Präsident kam! Derselbe hat sich jetzt in seinem Bourbonne Elysee mit einer ganzen
Stadt von Kasernen umgeben.126

In Auggen ist der Großvater unwohl, sowie die alte Tante. Während meines Aufenthaltes
in der Normandie hatte Ernst Friedrich in Schopf heim seine Hochzeit. Jetzt
macht er seine Hochzeitsreise durch Tirol nach Wien. Am 4ten dieses Monats wurde
unser lieber Gottschalk von seinen Leiden erlöst. Den 3ten rührte ihn ein Schlagfluß
und den folgenden Tag entschlief er sanft. Er war etwas mehr als ein halbes Jahr in
Illenau127 und hatte nur selten lichte Augenblicke. Herr Riem besuchte ihn am meisten
. Es war ein ungemein großes Leichenbegängnis. Von den Deputierten war(<?/i)
Reichenbach,128 Mez129 und Helbing zugegen, Blankenhorn130 nicht. Letztes Frühjahr
hat sich Kammüller von Kandern131 gestellt. Er sitzt fest in Bruchsal,132 bis jetzt

124 Offenbar wurde Grether im August 1851 Zeuge der Vorbereitungen für den Staatsstreich des Präsidenten
Louis Napoleon am 2. 12. 1851, bei dem jener das Parlament ausschaltete und eine plebis-
zitäre Diktatur installierte.

125 Der Arzt und Apotheker Dr. Eduard Bronner (1822-1885) war 1849 Zivilkommissär in Wiesloch
und Abgeordneter in der Verfassunggebenden Versammlung Badens. Nach der Niederschlagung der
Revolution floh er über Zürich und Straßburg nach Paris. Von dort ging er im Spätjahr 1851 nach
England, wo er sich als Arzt in Bradford (Yorkshire) niederließ, Vgl. Bauer (wie Anm. 41) S. 332 fJ
Badische Biographien, hg. von Friedrich v. Weech, Bd. IV, 1891, S, 57 59,

126 Louis Napoleon (1808-1873), Sohn des Königs Louis Bonaparte von Holland, wurde 1848 zum
Präsidenten der Französischen Republik gewählt. 1852 schwang er sich zum Kaiser der Franzosen
auf.

127 Heil und Pflegeanstalt bei Achern, die 1842 eingerichtet und auf 410 Pfleglinge ausgelegt war. Vgl.
Eugen Huhn, Universal» Lexikon vom Großherzogtum Baden, 1844, S. 606.

J28Der Bürgermeister von Buchholz bei Waldkirch Christian Reichenbach (1796-1868) war
1837-1849 Abgeordneter der Zweiten Kammer des Badischen Landtags. Vgl. Landtagshandbuch,
hg. von A. Roth/P. Thorbecke, 1907.

^ Der Seidenfabrikant und Freiburger Stadtrat Karl Mez (1808-1877) war von 1845 1849 Abgeordneter
in der Zweiten Kammer des Badischen Landtags. 1848/49 gehörte er der Deutschen Nationalversammlung
in Frankfurt an. Vgl Koch (wie Anm. 81) S. 283.

130 Nikolaus Blankenhorn-Krafft (1810-1860) hatte seinem Namen zur Unterscheidung von anderen
Zweigen der Familie den Namen seiner Frau hinzugefügt. Er war Bürgermeister von Müllheim und
von 1841 bis 1860 Abgeordneter in der Zweiten Kammer des Badischen Landtags. Gemeinsam mit
seinem Bruder Adolf Friedrich Blankenhorn-Löffler gründete er 1847 die Weinhandlung „Gebr.
Blankenhorn". Vgl. Weech (wie Anm. 106) S. 86-87.

131 Johann Jakob Kammüller (geb. 1804), Müller und Bürgermeister von Kandern, war 1849 Mitglied
der Verfassunggebenden Versammlung Badens. Nach der Niederschlagung der Revolution floh er in
die Schweiz. In Abwesenheit wurde er zu einer achtjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. 1851 stellte
er sich den badischen Behörden. Nachdem zahlreiche Gnadengesuche ergebnislos geblieben waren,
wurde Kammüller überraschend 1861 wegen guter Führung aus der Haft in Bruchsal entlassen. Vgl.
Scholz (wie Anm. 85) S. 231 252 / Bauer (wie Anm. 41) S. 341.

132 In Bruchsal war 1848 nach dem Muster von Pentonville (London) ein Zuchthaus errichtet worden,
in dem nach der gescheiterten Revolution zahlreiche politische Häftlinge aus ganz Baden einsaßen.
Vgl. Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, Bd. 6 Baden Württemberg, hg. von. Max
Miller/Gerhard Taddey, 21980.

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