Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 330
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0330
nen, die Landwirtschaft fortbetreiben und auf dem alten Hof bleiben oder 2) er wird
das alte Haus mit den Anbauten und allem, ausgenommen der Scheuer und dem halben
Garten verkaufen und die meisten seiner Güter ausleihen und im neuen Haus
wohnen und die Wirtschaft und Brauerei betreiben. Er mag es aber machen, wie er
will: Jedenfalls muß er wieder eine tüchtige Frau zu bekommen suchen. Gebe Gott,
daß er glücklich wird und daß die furchtbaren Schläge aufhören, damit ihn das Unglück
nicht ganz zu Boden drückt* Sobald Ihr diesen Brief erhalten habt, so läßt er
Euch bitten, sogleich ihm Rat zu erteilen über das, was er anfangen solle. Auch müßt
Ihr sogleich eine Vollmacht auf einen Eurer Bekannten hier in der Gegend ausstellen
und demselben für die Verwaltung von Eurem von Fritz zufallenden 4tel des Vermögens
bevollmächtigen. Meinem Vater dürft Ihr Eure Verwaltung nicht übergeben,
weil es ungesetzlich wäre und nicht angenommen würde, weil er schon die Verwaltung
von Ludwigs Vermögen hat. Auch müßt Ihr bestimmen, was Ihr am liebsten von
den Gütern hättet, damit man es Euch zuteilen kann. Ihr habt ja das Verzeichnis über
das ganze Vermögen unseres seligen Fritz. Was den Rat anbelangt, den Ihr dem lieben
Ernst zu geben habet, so wünscht derselbe, daß ich Euch folgende Punkte mitteile
: 1) Ernst fühlte sich stark genug, die Wirtschaft und Brauerei zu übernehmen,
wenn nur Ihr ihm zur Seite stehen könntet, denn jetzt hat er leider gar niemand, der
ihm immer zur Seite stehen könnte, und auf den Ludwig muß er immer achtgeben.
Ach! Wenn nur Ihr wieder bei ihm wäret, dann fühlte er sich stark genug zu allem!
Ich weiß nicht, ob ich Euch zur Heimkehr raten kann, ob Ihr nicht eine lange Gefangenschaft
vor Euch sehen würdet, so sehr man sich auch für Euch verwenden würde.
Ich weiß nicht, ja ich glaube nicht, daß Ihr Euch der Gnade in die Arme werfen würdet
, so nötig Euch auch Euer Ernst brauchte; 2) muß ich Euch mitteilen, daß Ernst
einsieht, daß eine Bierbrauerei ohne Detailgeschäft (sich) weniger rentiert als Landwirtschaft
, daß er also nur Landwirt oder Bierbrauer und Wirt werden kann. Was die
Güter anbelangt, die Euch zufallen werden, so dürfet Ihr nun bestimmen, was Ihr
haben wollet. Ernst und Ludwig sind schon im voraus einverstanden und überlassen
Euch die freie Wahl. Seid also so gut und stellet die Vollmacht sogleich aus und lasset
sie gehörig legalisieren. Schreibt ja gleich wieder. Euer Ernst erwartet jetzt noch
allein Euren Rat und ist überzeugt, daß Ihr ihm zum besten raten werdet. Ihr wisset
sehr wohl, daß er nicht genug Energie hat für einen Wirt, aber es hängt jetzt alles
davon ab, daß er eine tüchtige Frau bekommt. Ein großes Glück ist es nun, daß Euer
Vergleich vom Finanzministerium genehmigt wurde. Diese Genehmigung erfolgte
erst am 5ten dieses Monats, also gerade noch zur rechten Zeit vor dem Tod unseres
lieben Fritz, sonst würde der Fiskus gleich die Hand über Euren Anteil geschlagen
haben, Im Vergleich heißt es aber § 4:

Der Großherzogliche Fiskus verzichtet gegen Empfang oder vertragsmäßige Sicherstellung
auf die anhängigen Rechtsstreit sowie überhaupt auf seine Ansprüche
an das Vermögen des Altvogt Scheffelt

Lebet nun wohl, teurer Oncle. Schreibet recht bald, ratet Eurem Ernst und richtet
ihn auf Möge Gott, der Euch dieses neue Unglück zugesandt hat, es Euch auch tragen
helfen. Nochmals, lebt wohl und tröstet Euch! Wir grüßen Euch alle und besonders
Euer Euch treu ergebener Friedrich Grether"

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