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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 344
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0344
Johann Michael Scheffelt

an seinen Neffen Friedrich Grether in Tumringen bei Lörrach
Williamsville, N.Y. 1852 Juli4
(Zustellung über Herrn Bertrand in Basel)

„Williamsville, den 4, Juli 1852.
Mein lieber Neveu!

Dein(en) werten Brief, den Du unserem Freund Wagner mitgegeben (hast), hat
mir dieser richtig überbracht, und (er hat) mir vieles, sowohl aus meiner lieben Familie
als auch aus unserem Vaterland mündlich mitgeteilt. Wagner ist glücklich und
gesund mit seiner ganzen Familie samt seinen Landsleuten, die er aus unserm lieben
Oberland mitgebracht (hat), in dem Land der Freiheit angelangt. Und nachdem er
sich mit seiner Familie 4 Tage bei uns aufgehalten (hat), ist er in das Innere Amerikas
zu seiner Pfarrgemeinde nach Freeport gereist,157 wo er, wie Freund Ruckha-
ber,158 der ihn dort besucht (hat), (berichtet), glücklich angekommen sein soll und
wo er schon mehrere Mal(^) seine Pfarrgemeinde von der Kanzel herab gut unterhalten
habe!

Gott erhalte diesen Ehrenmann und seine brave Familie gesund und gebe ihnen
allen Glück und Mut zu allen ihren Unternehmungen! Es ist gut, daß Wagner mit seiner
zahlreichen Familie in dies Land gekommen ist, wo jedes seiner Kinder, wenn es
gesund bleibt, sein Brot und Glück leicht finden wird.

Dein Freund Aberer gefällt mir recht gut.159 Er taugt zu jedem Geschäft und
schickt sich ganz vorzüglich zu dem amerikanischen Treiben und Leben, Er ist wirklich
bei Vater Schanzlin, wo er in allen Geschäften mit der größten Lust arbeitet. Später
wird Aberer sich noch in den inneren Staaten Amerikas umsehen. Kreutner hat
ein(en) Platz in der Nähe seines Bruder(,s) Fritz bei Hamburg,160 wo er ein(en) guten
Lohn verdient. Beide Kreutner lassen Euch, besonders aber Deinem lieben Vater, für
die freundschaftlichen Bemühungen und Gefälligkeiten 1000 Dank sagen und lassen
Euch sowie ihre Verwandten in Binzen grüßen. Aberer läßt Dich und Deine lieben
Eltern ebenfalls bestens grüßen und, sobald er sich besser in diesem Land umgesehen
(hat) und die Verhältnisse Amerikas kennt, wird er Dir schreiben.

Nach Deinem werten Schreiben, aus welchem ich Deine Ansichten über die jetzige
Politik und die Zukunft Deutschlands entnehme, bist Du ganz meiner Ansicht.
Auch ich sage, Deutschland geht einer schrecklichen Zukunft entgegen, und erst
nachdem es so wie ganz Europa eine fürchterliche Krisis überstanden haben wird,
kann es, aber nur langsam, besser werden und die wenigen, die jene glückliche Zeit

157 Freeport im Nordosten des Staates Illinois am Pecatonica River hatte 1890 10 189, darunter zahlreiche
deutschstämmige, Einwohnen Vgl. Brockhaus1 Konversations Lexikon Bd. 7 (wie Anm. 45).

158 Weiter unten im Brief wird er als Pfarrerssohn aus Maulburg bezeichnet Es handelt sich wohl um
einen Sohn des Pfarrers K. R Ruckhaber (1797-1865). der von 1841-1850 in Maulburg die Pfarrstelle
innehatte. Vgl C W. F. L. Stocker, Schematismus der evangelisch-protestantischen Kirche
im Großherzogthum Baden, 1878, S. 321 / Heu (wie Anm. 85) Teil 2, S, 503,

159 Im Brief vom 28. 2. 1853 schreibt Scheffelt, daß Aberer aus Haltingen stamme. Die Ortsgeschichte
von Haltingen (Fritz Schülin, Haltingen 767 bis 1967. Beiträge zur Orts-, Landschafts- und Siedlungsgeschichte
, 1967) nennt auf S. 237 einen Georg Friedrich Aberer als Auswanderer mit der Jah
resangabe 1858.

t60 Kleinstadt im Staat New York südlich von Buffalo.

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