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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 349
(PDF, 57 MB)
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aber ältere Sachen sind noch gut bei ihm im Gedächtnis. Ich weiß jetzt nicht, ob Dir
Dein Sohn Ernst geschrieben (hat). Vorige Woche war ich bei den Deinigen, um
meine Kinder Rikeli und Liseli abzuholen. Sie sind morgen^) früh hingelaufen.
Dem Ernst seine Frau ist allen sehr wert. Wir haben sie alle sehr gern wie unsere eigenen
Kinder. Es ist ein Glück für Ernst, daß er sie besitzt, sonst hätte er keinen Mut
mehr gehabt, etwas durchzuführen. Sie versteht das Haushalten und Wirtschaft^)
sehr gut, ist sehr sanften und guten Charakters, macht keine Ansprüche, auch weiß
sie den Ludwig zu behandeln, (welcher seit seiner letzten Krankheit wenig mehr
zum Geschäft (tauglich) ist. Einige Monat nach seiner Krankheit trank er weder
Wein noch Bier noch Schnaps. Seit dem Frühjahr aber bringt er es wieder nach). Sie
weiß ihn doch von vielem abzubringen, daß er nicht Ungeschicktes begeht, damit er
ihnen keinen weiteren Verdruß macht. Die Bierbrauer in unserm Land haben dieses
Jahr keine guten Geschäfte gemacht, woran die Witterung viel

[Ende S.l / Randvermerke siehe unten]
beigetragen. Das Frühjahr versprach viel, auch der Sommer. Anfangs war die Witterung
für alle Produkte gedeihlich, und die Getreide waren in Menschengedenken
nicht schöner, bis zur Ernte, Jetzt hatten wir aber soviel Regen bei großer Wärme,
daß in unserer Gegend bereits alles ausgewachsen (ist). Die Garben sind mit fingerlangem
Auswuchs der Ähren eingeführt worden. Die ältesten Männer gedenken sich
keiner so naßen Ernte. Man kann die Ernte nur zur Hälfte annehmen gegen dasselbe,
was sie im Feld versprochen, weil kein Beschuß ist im Dreschen, Mahlen, Backen
und im Essen.

In der Pfalz, auch einigen Gegenden des Unterlands hatten sie sehr viel und gute
Frucht gemacht, deswegen der Unterschied im Preis: Das Malter Weizen gilt von 10
fl. bis 17 fL, Gersten 6 bis 10 fl.5 Haber 3 bis 6 fl. Der Ernst hatte diesen Sommer
gutes Bier, hat aber auch etwas umgestandenes Lagerbier, was sein Brauer - er hat
den Emil noch - jetzt zu Schnaps verbrennt. Bereits alle Brauer hatten noch Bier
übrig. Man sagt, daß Stück 17 bis 18 000 fl. dieses Jahr an Bier verspielt (worden
sind). Der Sommer war anfangs heiß, und (es) wurde sehr viel Bier getrunken, hernach
aber naß. Es gab viel(e) Ruhrkranke, wozu das Bier als nicht zuträglich bereits
von niemand mehr getrunken wurde. Wenn übrigens Ernst und seine Frau gesund
bleiben, so werden sie ihr Hauswesen mit Gedeihen fortsetzen können. Der Ernst hat
das alte Haus an die Gemeinde zu Schul» und Gemeindehaus verkauft für 6500 fl.,
(das Geschäft) ist aber vom großen Bürgerausschuß und der Staatsbehörde noch
nicht ratifiziert (worden), jedoch wie ich höre, so wird es geschehen: nämlich das
Haus mit Hintergebäu, Schweineställ(^) und dem Waschhaus am Stampfegraben
und dem Kuhstall samt Futtergang in gerader Richtung bis an (den) Stampfegraben,
ohne Pferdstall, Scheuer, Stallenen170 und ohne Garten. Du wirst den Preis freilich
nieder finden, aber Ernst hat den Vorteil, daß ihm Scheuer und Gras- und Krautgarten
bleiben und er nicht mehr bauen braucht. Der Ludwig hat, wie Du ersehen (hast),
die Güter erhalten, wie solche der selige Fritz besessen (hatte). Ich besorge ihm noch
immer seine Sachen, weil Ernst sonst viel zu tun hat und zu gut ist, (von) jemand(ew)
etwas zu fordern. Seine Äcker und Matten sind verlehnt auf drei Jahre, wofür er 366

170 Wohl: „Ställen".

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