Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 354
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0354
nur Unannehmlichkeiten bereiten. Man würde mich in jeder Gesellschaft fliehen
oder doch mir bei jeder Gelegenheit zeigen, daß man solche Leute nicht liebt, welche
im Geruch eines Demokraten stehen. Ich würde eine sonderbare Rolle dort spielen
, wo man die republikanischen Grundsätze als Verbrechen bestraft. Ich würde
genötigt sein, mich vor der Öffentlichkeit zurückzuziehen und meine Tage im Verborgenen
zu beschließen, sonst hätte ich zu erwarten, jeden Augenblick in aller Unschuld
ins Loch geschmissen zu werden. Nein, lieber will ich in einem Lande wohnen
, wo man die Freiheit als das höchste menschliche Glück betrachtet! Nur wo die
wahre republikanische Freiheit trohnt, da herrscht Wahrheit und Recht, und ohne
diese echt göttlichen Grundsätze und wo die nicht geduldet und als Verbrechen bestraft
werden, möcht ich nicht mehr leben. Ich liebe Gott über alles, daher auch die
wahre Freiheit!!

Daß Herr Carl Ruckhaber nicht auf die Zeit eintraf in Deutschland, wie ich Euch
angezeigt (hatte), kommt einfach daher, weil er seinen Plan abgeändert und etwa
zwei Monat später von New York abgereist ist. Er kann Euch viel erzählen, denn er
ist sehr weit gereist, doch glaube ich, er hätte besser daran getan, wenn er weniger
gereist wäre und hätte sich einem ordentlichen Geschäft hingegeben, wo er sich Vermögen
und Kenntnisse hätte erwerben können wie sein Freund Eduard Tschirra von
Schopfheim, welcher jetzt als Künstler, Maler und Zeichner in einem bedeutenden
Geschäft angestellt ist und seine 40 bis 50 Dollars monatlich einstreicht, Wer in seiner
Jugend durch seine Erzieher strenge zur Arbeit an-

[Ende S, 5]

gehalten worden, wird gewöhnlich seine Rechnung finden, er mag in der Welt anfangen
, was er will! Beide diese jungen Freunde, Ruckhaber und Tschirra, sind mir
lieb und wert und beide haben auch edel an mir gehandelt, Besonders hat Tschirra an
mir gehandelt, wie ein braver Sohn an seinem Vater handeln soll.

Auch den jungen Mann Aberer von Haltingen180 habe ich als ein(erc) aufrichtig
braven und dabei energischen unternehmenden Deutschen kennengelernet. Ich
glaube, daß er seine Sache hier gut machen wird. Nach seinem letzten Brief an mich
hat er sich entschlossen, wann ihm ein Vermögen aus Deutschland zukommt, hier
und - wie er vorhat - im Staat Illinois bei seinen Landsleuten ein Land zu kaufen.

Deinen bekannten Landsleuten hier sowie in den westlichen Staaten geht es gut,
und (sie) freuen sich, (sich) in Amerika niedergelassen zu haben. Namentlich Freund
Hecker im Staat Illinois gehts gut und (er) will nichts mehr von den deutschen Wirren
hören. Er hat noch mehr Land gekauft und hat große Freude an der Farmerei.

Bierbrauer Schanzlin, Sommer und Doktor Stork nebst Familien grüßen Euch alle
bestens und lassen Euch sagen, daß sie mit ihrem Schicksal wohl zufrieden sind, besonders
aber Schanzlin. Alle sind gesund. Mein kleines Geschäft geht noch im alten
Gang fort, solange ich gesund bleibe und arbeiten kann, ob und wie lange dies so
fortgeht, wird sich später zeigen. Mein Land liefert mir für 6 bis 8 Stück Vieh Futter
genug. Ich habe wirklich nur 6 Stück, nämlich 1 Pferd und 5 gute Kühe. Vom Ertrag
dieser Kühe und einiger Gemüse, die ich pflanze und in der Stadt verkaufe, muß ich
meine Bedürfnisse befriedigen und meine Ausgaben decken. Früchte pflanze ich

180 Heute Stadteil von Weil am Rhein.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0354