Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 370
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0370
meine Studentenausschuß (AStA) teilte dem Senat im Januar 1922 mit: „In letzter
Zeit haben sich zahlreiche wilde Organisationen gebildet, die den Zweck haben, die
wirtschaftliche Notlage der Studierenden zu lindern. Unter hochklingenden Namen
wie *Studenten-Hilfsbund' und dergleichen beuten sie die Mildtätigkeit weiter
Kreise aus, ohne ihrem Zweck zu dienen. Vor allen diesen Organisationen warnen
wir eindringlich. Für den Bezirk Südbaden, d.h. Freiburg und Umgebung, ist nur die
Freiburger Studentenhilfe zu einer Werbetätigkeit berechtigt."23

Mitte der zwanziger Jahre organisierte die Studentenhilfe auch kulturelle Veranstaltungen
, deren Reinerlös wiederum an die Bedürftigen abgegeben wurde. 1925
veranstaltete man in der Alten Universität zum ersten Mal ein großes Sommerfest.
Im folgenden Jahr organisierte die Studentenhilfe ihre Feier unter. Mitwirkung des
Freiburger Stadtgartenorchesters in der Festhalle und im Stadtgarten. 1927 wich man
in den Badenweiler Kurpark aus, anschließend besann man sich wieder auf den heimischen
Stadtgarten. Die Stadtverwaltung beteiligte sich an der Ausrichtung der
Sommerfeste nicht nur finanziell, sondern stellte sogar Mobiliar und Dekoration zur
Verfügung.24 Auch während des Semesters ermöglichte die Studentenhilfe ihren
Schützlingen so manches Vergnügen: Sie vermittelte Theaterfreikarten und unterhielt
seit 1926 einen Skiverleih. Inzwischen hatten sich die Hilfsorganisationen, die
nunmehr an jeder deutschen Universität bestanden, unter ihrem Dachverband, dem
späteren Deutschen Studentenwerk in Dresden, soweit etabliert, daß ihnen jährlich
vom Reichstag Mittel bewilligt wurden. Seitdem war auch die Freiburger Studentenhilfe
nicht mehr in erster Linie auf die schwer einschätzbare Spendenbereitschaft
verschiedener Wohltäter angewiesen.25

In diese Zeit fiel ein massiver Streit mit den Freiburger Buchhändlern. Die Studentenhilfe
konnte bei verschiedenen Verlagen einen Nachlaß von 20 Prozent auf
alle Bücher vereinbaren. Zusammen mit den Rabatten, die auf Hörerschein gewährt
wurden, kam ein Direktverkauf, der nicht über Freiburger Buchhandlungen lief,
deutlich billiger als das 1921 mit diesen ausgehandelte Verfahren. Der Vertrag zwischen
der Studentenhilfe und den Buchhändlern war inzwischen ausgelaufen und die
Studentenhilfe zeigte keinerlei Interesse an einer Verlängerung. Der Streit ging soweit
, daß Hans Speyer, der neben seiner Buchhandlung auch eine Druckerei betrieb,
dem Senat drohte, die „Akademischen Mitteilungen", die Zeitschrift der Freiburger
Universität, nicht weiter zu drucken. Der Vorsitzende der Studentenhilfe Professor
Lothar Heffter, ließ sich durch solche Drohungen nicht weiter beeindrucken; er
stellte lapidar fest: „Im übrigen kann es keinem Konsumenten verübelt werden,
wenn er seinen Bedarf dort deckt, wo es am billigsten möglich ist" Dem Buchhandel
blieb letztendlich keine andere Möglichkeit, als sich den neuen Gegebenheiten
zu fügen. Im August 1926 schloß er mit der Studentenhilfe einen neuen Vertrag ab,
dessen Bedingungen sich zu Gunsten des Bücheramts deutlich verbessert hatten.

Allerdings rief diese Diskussion den Freiburger Einzelhandel auf den Plan, der
sich nicht nur am Bücheramt störte, sondern dem insbesondere die Näh- und Flickstube
ein Dorn im Auge war. Diese beliefere, so der Vorwurf, alle - und nicht nur die
bedürftigen - Studenten zu reduzierten Preisen und sei damit nichts anderes als ein
reines Gewerbe- und Handelsunternehmen. Der Freiburger Einzelhandel schaltete
die Landeszentrale des Badischen Einzelhandels ein, die ihre Beschwerde unmittel-

370


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0370