Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 372
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bar an das Kultusministerium in Karlsruhe richtete, In einem Schreiben warf sie der
Freiburger Studentenhilfe vor: „Diese Verkäufe (es handelte sich dabei nicht nur um
die Produkte der Näh- und Flickstube, sondern generell um alle Artikel für das Studium
wie Schreibwaren und auch hier wieder um Bücher, d. A.) werden auch mit
ausländischen und notorisch wohlhabenden Studenten getätigt, sodass von einem
charitativen Charakter derselben keine Rede mehr sein kann. Den Schaden aus diesem
Unternehmen hat selbstverständlich die ansässige Geschäftswelt, die zusammen
mit anderen Wirtschaftskreisen die Freiburger Studentenhilfe bisher finanzierte/'

Das Kultusministerium forderte von der Studentenhilfe eine Stellungnahme zu
diesen Anschuldigungen. Der Vorsitzende Lothar Heffter verfaßte daraufhin ein
Dossier, in dem er feststellte, daß die Näh- und Flickstube die Bedürftigen nur unterstützen
könne, weil sie zu etwas höheren Preisen auch andere Studenten beliefere.
Der Kundenstamm sei außerdem nicht sehr bedeutend; im Wintersemester 1925/26
habe man lediglich 290 Studenten versorgt, Er fuhr fort: „Danach ist es wohl klar,
daß wirklich wohlhabende Studenten die Einrichtung nicht benutzen, da sie viel zu
bequem sind, ihre Wäsche selbst hinzutragen und sowohl bei der Abgabe als auch
beim Abholen Queue zu stehen." Von einem Schaden für die ansässige Wirtschaft
könne nicht die Rede sein, da die Wäsche von einer Freiburger Wäscherei gewaschen
und Kleinrentnerinnen und Freiburger Bürgerinnen für ihre Näharbeit bezahlt würden
. Das Wirtschaftsamt, zuständig für verbilligte Lebensmittel- und Schreibwarenverkäufe
, würde ohnehin nicht länger gebraucht und deshalb in den nächsten Wochen
geschlossen. In letzter Zeit habe der Ausverkauf der noch vorhandenen Waren
stattgefunden, der sich aus Zeitgründen in der Tat an alle Studenten gerichtet habe.
Deshalb habe man in diesem Semester auch keine neuen Produkte mehr erworben,
mit einer Ausnahme, einer zufällig sehr günstig angebotenen Kiste Leberwurst. Das
Ministerium ließ sich durch die Argumente des Vorsitzenden überzeugen und unternahm
keine weiteren Schritte.26 Die Freiburger Wirtschaft litt in dieser Zeit empfindlich
unter den Nachwirkungen der Inflation: Noch immer mußten zahlreiche Firmen
Konkurs anmelden und die Zahl der Arbeitslosen stieg bis Januar 1927 auf
2466, einen Anteil von beinahe sechs Prozent.27 Bei den Auseinandersetzungen mit
der Studentenhilfe handelte es sich somit für die Einzelhändler schlicht um eine
Frage des wirtschaftlichen Uberlebens.

Die Studentenhilfe auf der Suche nach einem Studentenhaus

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise gestaltete sich die Situation vieler Studenten erneut
sehr schwierig. Besonders im Winter gab es für sie kaum eine Möglichkeit, sich
tagsüber irgendwo anders aufzuhalten als in den kalten Hörsälen. Anfang November
1930 endlich konnte die Studentenhilfe ein Tagesheim in der Kaiserstraße 8 eröffnen
, in dem den Freistudenten beheizte Aufenthaltsräume angeboten wurden. Neben
der Verwaltung der Studentenhilfe beherbergte das neue Gebäude vier Klubräume,
ein Lesezimmer und einen Erfrischungsraum. Die Einrichtung war jedoch nur als
Übergangslösung gedacht, Schon kurz nach der Einweihung gab die Studentenhilfe
bekannt: „Es (das Tagesheim, d.A.) ist noch kein Studentenhaus, nur eine Station auf
dem Wege dorthin."28

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