Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 375
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cherweise war der Wechsel beim Deutschen Studentenwerk noch nicht bekannt gegeben
worden, denn der Vorschlag des neuen Rektors Martin Heidegger, Dragen-
dorff zum Vorsitzenden zu ernennen, wurde in Berlin widerspruchslos akzeptiert.35
Auch die seit 1923 tätige Geschäftsführerin Waltrun von Güldenstubbe, promovierte
Nationalökonomin, hätte im Sommer 1933 entlassen werden müssen. Dagegen verwahrten
sich die Verantwortlichen im Freiburger Studenten werk jedoch entschieden»
Es gelang ihnen, den Wechsel um fast drei Jahre hinauszuzögern. Noch im Frühjahr
1936 wollte man sich nur ungern von ihr trennen, wie aus einem Schreiben des Vorsitzenden
an Frau v. Güldenstubbe ersichtlich ist: „In der Anlage überreiche ich
Ihnen ein Schreiben des Reichsstudentenwerks, in dem ich ersucht werde, Ihnen zu
kündigen. Ich folge dieser Weisung schweren Herzens und bitte Sie, damit zu rechnen
, daß Sie aus der Geschäftsführung des Freiburger Studentenwerks innerhalb der
Ihnen gesetzlich zustehenden Kündigungsfrist ausscheiden werden/' Das Freiburger
Studentenwerk konnte immerhin noch durchsetzen, daß Frau v, Güldenstubbe, wenn
auch nur als Buchhalterin, weiterbeschäftigt wurde.36

Ihr Nachfolger in der Geschäftsführung war der aus Österreich stammende Parteigenosse
Dr, Leopold Zeller, der, wie der Vorsitzende des Reichsstudentenwerks ausdrücklich
betonte, in Wien mehrfach seine politische Zuverlässigkeit unter Beweis
gestellt hatte. Der neue Geschäftsführer war in Freiburg nicht unumstritten und
konnte sich nur mit Unterstützung übergeordneter Stellen auf seinem Posten halten.
Zwischen Karl Winterfeld, dem Vorsitzenden des Studentenwerks, und dem Geschäftsführer
Leopold Zeller kam es im Frühjahr 1937 zu massiven Kompetenzstreitigkeiten
, die dazu führen sollten, daß Winterfeld sein Amt zur Verfügung stellte -
nicht zuletzt, weil Zeller ohne Weisung die Vergabe von Darlehen an ihm genehme
Studenten an sich gerissen hatte. Hierfür war kraft seines Amtes Winterfeld zuständig
: der Vorsitzende des Studentenwerks, und nicht der Geschäftsführer. Rektor
Friedrich Metz nahm den Rücktritt des Studenten Werksvorsitzenden jedoch nicht an
mit der Begründung, er kenne niemanden, der sich für diesen Posten besser eigne.
Gegenüber dem Gaustuderitenführer, der Zeller unterstützt hatte, bezog der Rektor
eindeutig Position: „Sollte Herr Dr. Zeller sich bei uns nicht wohlfühlen, so steht es
ihm jederzeit frei, sich an einen anderen Platz versetzen zu lassen. Die Universitätsführung
kann sich Eingriffe und Übergriffe nicht bieten lassen, auch nicht im Bereich
des Studentenwerks." Winterfeld blieb vorläufig im Amt, Zeller traf jedoch
weiterhin eigenmächtig und ohne Rücksprache mit dem Vorsitzenden umstrittene
Entscheidungen, So ließ er im Erfrischungsraum an sämtlichen Tischen und Stühlen
Schilder mit der Aufschrift „Eigentum des Studentenwerks" anbringen, obwohl
diese Möbel der Universität gehörten. Außerdem erlaubte er ohne Genehmigung der
zuständigen Dienststelle einer Firma, in der Mensa eine Reklameuhr aufzuhängen -
sie mußte einige Monate später auf Kosten des Studentenwerks wieder entfernt werden
.

Die folgenreichste Aktion des Geschäftsführers war die fristlose Kündigung der
Vinzentinerinnen, die in der Mensa arbeiteten. Auch hier hatte er weder mit dem Vorsitzenden
noch mit dem Rektor Rücksprache gehalten. Beide hatten grundsätzlich
nichts gegen eine Entlassung der Schwestern einzuwenden, ihrer Meinung nach
mußten aber die vertraglich mit dem Orden festgelegten Kündigungsfristen einge-

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