Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 376
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0376
halten werden. Winterfeld hielt in einem Bericht zu Zellers Verhalten im Frühjahr
1937 ausdrücklich fest, „daß es sich (...) keineswegs darum gehandelt hat, etwa katholische
Schwestern in Schutz zu nehmen, sondern um die Frage, wer für die Entlassung
von Angestellten verantwortlich zu zeichnen hat." Es ging also nicht darum,
Angehörige der katholischen Kirche gegen Anfeindungen durch die Nationalsozialisten
zu verteidigen - zumal der Mensabetrieb auch ohne die Mithilfe von Schwestern
aufrecht erhalten werden konnte, im Gegensatz zu den Unikliniken, wo damals
mehrere hundert Vinzenz-Schwestern beschäftigt waren.

Rektor wie Vorsitzender sahen durch Zellers Verhalten die Handlungsfähigkeit des
Studentenwerkes ernstlich bedroht. Schließlich schaltete sich sogar Reichserzie-
hungsminister Rust in den Disput ein. Uber das badische Kultusministerium ließ er
den Rektor wissen, daß die Querelen unverzüglich beizulegen seien. Er kündigte
außerdem den Besuch des Leiters des Reichsstudentenwerks an, der den Fall untersuchen
sollte. Obwohl sich auch dieser auf die Seite des Geschäftsführers stellte, gelang
es den Freiburgern schließlich doch noch, Zellers Kündigung im März 1938
durchzusetzen. Der Vorsitzende Winterfeld war zwar inzwischen endgültig zurückgetreten
; sein Nachfolger Wilhelm Süß war aber nur bereit gewesen, den Vorsitz des
Studentenwerks zu übernehmen, wenn die Geschäftsführerstelle endlich neu besetzt
würde.37

Studentenleben unter nationalsozialistischem Vorzeichen

Die Zuständigkeitsbereiche des Freiburger Studenten werks entsprachen weitgehend
denjenigen der früheren Studentenhilfe. Neu eingeführt wurde lediglich die sogenannte
Kameradschaftsförderung zur Unterstützung von Studienanfängern, die als
förderungswürdig galten, wenn sie die richtige politische Überzeugung sowie ihre
„arische" Herkunft nachweisen konnten. Konkret bedeutete dies: „Die Bewerber
müssen Nationalsozialisten sein und das in Gliederungen der Bewegung, der HJ, SA,
SS, PO, NSDStB, dem Arbeitsdienst und der Studentenschaft unter Beweis gestellt
haben."38 Die Geförderten mußten in Kameradschaftshäusern wohnen. Dort sollte
die „Heranbildung des wissenschaftlichen Soldaten im neuen Reiche" vonstatten
gehen, und zwar als Fortsetzung des seit Ostern 1934 von jedem Studenten abzuleistenden
Pflichthalbjahres im Reichsarbeitsdienst. Ab 1935 mußte jeder männliche
Student außerdem zwei, später sogar zweieinhalb Jahre Wehrdienst ableisten, bevor
er sein Studium aufnehmen konnte, Das Programm wurde in den Semesterferien
durch den Landdienst, auch Erntehilfe genannt, vervollständigt.39 Die Kasernierung
im Kameradschaftshaus war ein wichtiges Instrument der nationalsozialistischen In-
doktrination, wie Erziehungsminister Rust am 25. Oktober 1934 in einem Funkspruch
an die Universität Freiburg ausführte: „Im nationalsozialistischen Staat ist
das Leben in der Gemeinschaft eines der wertvollsten Erziehungsmittel. Es ist daher
anzustreben, dass ein möglichst grosser Teil der jungen akademischen Volksgenossen
von der Erziehung im Kameradschaftshaus erfaßt wird."40 Dieses Vorhaben ließ
sich keineswegs reibungslos umsetzen. Es sollte über vier Jahre dauern, bis sich die
neue Wohnform annähernd etablieren konnte.

Schon im Sommer 1933 ordnete die „Deutsche Burschenschaft", ein Dachver-

376


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0376