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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 379
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dentenführer", darauf erpicht, als Zeichen für ihre erfolgreiche Arbeit möglichst
hohe Bewohnerzahlen nachzuweisen. Dies war der Hintergrund für eine massive Beschwerde
der Berliner DSt-Leitung an den Freiburger Studentenführer Neumann,
der am 2. Oktober die Korporationen angewiesen hatte, mit den Umbauarbeiten an
ihren Häusern vorläufig nicht zu beginnen. Es ist davon auszugehen, daß die ablehnende
Haltung des Oberbürgermeisters Neumann zu diesem Schritt veranlaßt hatte.
Die Anordnung wurde umgehend zurückgenommen und verschiedene Korporationen
gingen sofort daran, ihre Häuser umzugestalten.48 Bis zum Sommersemester
1934 waren in Freiburg 24 Wohnkameradschaften - so die nunmehr offizielle Bezeichnung
der ehemaligen Verbindungshäuser - eingerichtet, die 206 Studenten aufgenommen
hatten. Sie behielten die Namen ihrer Korporationen bei. Darüber hinaus
existierten drei Kameradschaften der Studentenschaften mit insgesamt 74 Bewohnern
. Eine vollständige Kasernierung hatte nicht stattgefunden, denn im selben Zeitraum
waren an der Albert-Ludwigs-Universität 1000 Studierende in den ersten drei
Semestern eingeschrieben.49 Einige Verbindungen betrieben die Umwandlung ihrer
Häuser in Kameradschaftshäuser mit Enthusiasmus und aus nationalsozialistischer
Überzeugung, andere aus der Furcht heraus, ansonsten bekämpft und aufgelöst zu
werden. Unter dem Deckmantel der Wohnkameradschaft nahmen viele Korporationen
ihr bisheriges Verbindungsleben wieder auf, das jetzt allerdings von wöchentlichen
politischen und ideologischen Schulungsabenden begleitet wurde.50

Während Kerber diese Umstrukturierung hinnehmen mußte, kämpfte er mit Erfolg
gegen die Einrichtung eines kasernenähnlichen Gebäudes. Er gab dem Drängen
des Führers der Freiburger Studentenschaft nicht nach, der im Frauenbau der alten
Kliniken die kasernierte Unterbringung von über hundert Studenten durchsetzen
wollte. Auch beim Kultusministerium fand dieses Anliegen nach einer negativ be-
schiedenen Rückfrage bei Heidegger keine weitere Unterstützung.51

Die Kameradschaftshäuser der Studentenschaft unterschieden sich nicht nur in
ihrer Trägerschaft von den Wohnkameradschaften der Korporationen, sondern auch
in ihren Funktionen. Die Deutsche Studentenschaft unterhielt seit dem Sommersemester
1933 eine frühere Klinikbaracke und ein Haus in der Albertstraße. Hier wurden
diejenigen Studenten aufgenommen, denen Kameradschaftsförderung zugebilligt
worden war.52 Für diese allerdings recht kleine Personengruppe - im Sommersemester
1934 waren es dreizehn - gab es keine alternative Wohnmöglichkeit. Wer
nicht im Kameradschaftshaus lebte, erhielt keine Förderung.53

Das zweite Kameradschaftshaus in der Katharinenstraße diente in erster Linie als
Schulungszentrum. Hier wohnten die Amtsleiter der Studentenschaft und die Kameradschaftshausführer
der Korporationen, Letztere mußten sich ein Semester lang für
ihre spätere Aufgabe als Leiter einer Wohnkameradschaft ausbilden lassen. Das
Haus unterstand dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB),
einer Parteiorganisation, die für die politische Erziehung zuständig war. Der
NSDStB gehörte zunächst in den Einflußbereich der Reichsjugendführung unter
Baidur v. Schirach, bis er im Juli 1934 dem Stab des „Stellvertreters des Führers",
Rudolf Heß, unterstellt wurde.54

Das dritte Haus, eine Villa in Herdern, wurde von der „Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer
Studentinnen" (ANSt), die in den NSDStB eingegliedert war,

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