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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 380
(PDF, 57 MB)
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unterhalten. Auch die Studentinnen sollten im nationalsozialistischen Sinn erzogen
werden: „Die Forderung des Nationalsozialismus an die Lebenshaltung und geistige
Ausrichtung geht nicht nur an den deutschen Studenten; sie geht auch an die deutsche
Studentin. Wie das Kameradschaftshaus die Auslese und Formung des neuen
Studenten bewirken soll, so entspricht auch die Zusammenfassung von Studentinnen
in einer Lebens- und Erziehungsgemeinschaft des Wohnheims dem Sinn der neuen
Studiengestaltung, dem Wunsch der nationalsozialistischen Studentin."55

Über Jahre hinweg führten der NSDStB und die DSt erbitterte Machtkämpfe, die
nicht zuletzt auch für viele Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit der Kameradschaftserziehung
verantwortlich waren. Die DSt unterstand zunächst dem Reichsin-
nennünister, ab Mai 1934 dem Reichserziehungsminister und war als staatliche Organisation
die offizielle Vertretung der deutschen Studierenden.56 Sie stellte auch die
örtlichen Studentenführer. Da sie die politische Erziehung der Studierenden als eine
ihrer Hauptaufgaben betrachtete, kam es immer wieder zu massiven Konflikten mit
dem NSDStB. Als im September 1934 der Reichsführer der DSt verfügte, daß Korporationsangehörige
künftig in den ersten beiden Semestern keine Farben mehr tragen
dürften und bekanntgab, daß der Studentenbund die Wohnkameradschaften
schärfer kontrollieren werde, regte sich bei den Verbindungen erstmals Widerstand.
Sie wandten sich an den Chef der Reichskanzlei, Hans Heinrich Lammers, der als
Alter Herr selbst einem Verband vorstand und bei Hitler persönlich intervenierte.
Dieser lehnte das Vorhaben der DSt, die Studenten zu kasernieren, aus Angst vor homosexuellen
Entwicklungen entschieden ab. Dies bedeutete das Ende der Kameradschaftserziehung
in kasernierter Form. Den Verbindungen wurde freigestellt, ihre
Wohnkameradschaften weiterzuführen. Die DSt mußte einen Machtverlust hinnehmen
und ihre Häuser dem NSDStB übergeben.57 Kurz darauf wurden das Freiburger
Kameradschaftshaus der DSt und das Studentinnenheim der ANSt geschlossen.
Beide waren nach dem Abfall des offiziellen Interesses in akute Geldnot geraten,58
Auch die Wohnkameradschaften der Verbindungen sollten sich nicht lange halten.
Ab Mitte 1935 nahm der Druck auf die Verbindungen zu, weshalb sich im Oktober
zahlreiche Korporationen in Kameradschaften des NSDStB umwandeln ließen. Als
Rudolf Heß im Mai 1936 den Parteimitgliedern und Angehörigen der Parteigliederungen
der NSDAP die Mitgliedschaft in einer studentischen Verbindung untersagte,
schien das Ende der Korporationen besiegelt.59

Mit der Ernennung Gustav Adolf Scheels zum Reichsstudentenführer, der sowohl
der DSt als auch dem NSDStB vorstand, wurden im November 1936 die Machtkämpfe
zwischen den beiden Studentenorganisationen beendet. Scheel machte es
sich zur Aufgabe, die Kameradschaften neu zu organisieren. Dafür benötigte er dringend
entsprechende Räumlichkeiten, und er schielte nach den früheren Verbindungshäusern
, die sich nach wie vor im Besitz der Altherrenverbände befanden. In
einem ersten Schritt versöhnte er sich mit den Altherrenschaften der Korporationen,
die in den Jahren zuvor als reaktionär beschimpft und massiv bekämpft worden
waren. Jetzt wurden sie offiziell rehabilitiert. Scheel bescheinigte ihnen gar, daß sie
„an der Erhaltung des deutschen Volkes wertvollste Mitarbeit geleistet" hätten. Die
„Friedensstrategie" war erfolgreich: Zahlreiche Altherrenschaften traten in den „NS-
Altherrenbund" ein, der im Mai 1936 als „NS-Studentenkampfhilfe" gegründet wor-

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