Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 384
(PDF, 57 MB)
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faulenden Kartoffeln, die dort im Nebenraum lagern", beschwert. Damals befand
sich neben der Mensa die Näh- und Flickstube, in der sich Frau Dragendorff engagierte
. Im April 1939 klagte auch der Institutsleiter des im Erdgeschoß neu eingerichteten
Seminars für Recht und Wirtschaftsordnung über den „geradezu unerträglichen
Essensgeruch, der ständig von unten in das Direktionszimmer dringt",72

Als Standort für das dringend benötigte Studentenhaus faßten Stadt und Universität
ein Grundstück ins Auge, das unmittelbar neben dem Kollegiengebäude lag.
Hier hatte bis in die frühen Morgenstunden des 10. November 1938 die Synagoge
gestanden. In der Progromnacht war sie unter der Leitung von SS und SA in Brand
gesteckt worden. Am 15. März 1939 erwarb die Stadt das Gelände für 67.000 RM
deutlich unter Wert - das Grundstück war vom Liegenschaftsamt auf 100.000 RM
taxiert worden - und begann sofort mit der Einrichtung eines Parkplatzes. Schon gut
einen Monat später zog Oberbürgermeister Kerber das Grundstück als Standort für
das neue Studentenhaus in Betracht. Das Hochbauamt verfaßte ein entsprechendes
Gutachten. Man hielt die Schließung der Baulücke für dringend geboten, denn: „Der
Zustand ist jämmerlich (...). Unser Ziel muß also sein: Alsbaldige Bebauung des
ehem. Synagogengeländes." Das Grundstück sollte dem Studentenwerk als Beitrag
der Stadt für das Studentenhaus kostenlos überlassen werden. Das badische Kultusministerium
sah sich allerdings nicht in der Lage, das Bauvorhaben finanziell zu unterstützen
.73 Das Projekt wurde aufgegeben und die Mensa verblieb noch über zwei
Jahrzehnte lang im Keller des Kollegiengebäudes.

Versorgung im Krieg

Der Zweite Weltkrieg sollte die Ernährungslage der Studenten erneut erschweren.
Am 13. Juli 1943 wandte sich Rektor Wilhelm Süß an die Breisgauer Milchzentrale
und bat um eine Erhöhung der Buttermilchration, die von dort an die Erfrischungsräume
des Studentenwerks geliefert wurde: „Die Studierenden der Universität Freiburg
sind - ganz besonders soweit es sich um Mediziner und Naturwissenschaftler
handelt - meist vom frühen Morgen bis zum Abend mit Vorlesungen oder Übungen
beschäftigt. Durch den Rüstungseinsatz oder andere kriegswichtige Einsätze
während der Ferien muß das Semester viel intensiver ausgenützt werden, als dies
früher der Fall war, (...) Es sind von unserem Vertrauensarzt immer wieder starke
Gewichtsabnahmen und Erscheinungen von Unterernährung, auch bei Studienurlaubern
und Kriegsversehrten, festgestellt worden." Die Milchzentrale reagierte mit
einer Steigerung ihrer Lieferungen um 1201 Buttermilch pro Tag.74

Die Mensa wurde während des Zweiten Weltkrieges nicht nur von Studenten genutzt
. Man verpflegte hier auch Soldaten der Wehrmacht und erklärte sich im Juli
1941 bereit, im Falle eines Bombenangriffs auf Freiburg „den wohnungslos gewordenen
Volksgenossen" Essen auszuteilen. Außerdem organisierte man zusammen
mit der Deutschen Arbeitsfront die Werkverpflegung für die kriegswichtigen Firmen
Fortschritt und Mez. Die Mensa war auch für die Verpflegung sogenannter Ostarbeiter
zuständig. Dies war möglich, weil nach der Wiedereröffnung im Januar 1940 -
die Mensa war zusammen mit der Universität im September 1939 wegen des Krieges
vorübergehend geschlossen worden - nur noch 100 Essen an die wenigen ver~

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