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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 393
(PDF, 57 MB)
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die wichtige Materialsammlung der Funde vor. Bemerkenswert sind die organischen Materialien
, die in der Feuchtigkeit erhalten blieben. Matthias Untermann hat elf Beiträge von neun
Autoren zusammengestellt, Teilauszüge waren in den vergangenen Jahren bereits erschienen.

Die Latrine war ein Beispiel für jene unliebsamen Notbergungen, die keine Aufnahme von
Befunden erlaubte. Aus Zeitmangel wurde der Latrineninhalt vom Bagger erfaßt und konnte
erst auf einem gesonderten Lagerplatz untersucht werden. Daß mit dieser Methode zahlreiche
Befunde und vermutlich auch Fundmaterial verloren gehen könnten, war den Mitarbeitern der
archäologischen Denkmalpflege vor Ort klar. Die Bedeutung der Funde erkannte der damalige
Leiter des Museums für Ur- und Frühgeschichte, Gerd Biegel, und präsentierte sie in einer
Sonderausstellung vom 15. Januar bis 13. Februar 1983 im Colombischlößle.

Das vorliegende, reich bebilderte Materialheft stellt eine wichtige Quelle für die Erforschung
der Freiburger Stadtgeschichte dar. Einleitend zeigt Peter Schmidt-Thome* die damalige
Grabungssituation auf und stellt die Geschichte des Augustinerklosters vor, zu dessen Gebäudekomplex
diese Latrine gehörte. Eckdaten für die Benutzungszeit sind das Gründungsjahr
des Klosters 1278 und die Situation auf dem Sickingerplan von 1589, als die Grube von einem
Wirtschaftsgebäude überbaut wurde. Es folgen die einzelnen Materialgruppen.

Stephan Kaltwasser stellt die Keramik vor, illustriert mit vier Färb- und 16 SW-Tafeln sowie
zwei Abbildungen. Kaltwasser hat dazu 35000 Teile von Geschirrkeramik und 12000 Scherben
an Ofenkeramik untersucht. Dies dürfte etwa die Hälfte der ursprünglich erhaltenen
Menge sein. Die Keramik wird nach der Brennweise, reduzierend oder oxidierend, mit und
ohne Glasur, und der Tonart unterschieden. Eine differenzierte zeitliche Einordnung ist erst
durch die Flächengrabungen, die seit 1988 in Freiburg stattfinden, möglich. Dabei zeigte sich,
daß die Leerung der Grube zwar regelmäßig, aber nicht ausgiebig erfolgte, denn es war in den
unteren Schichten noch genügend Keramikmaterial aus der Frühzeit des Klosters erhalten
(nach 1280 bis 14. Jahrhundert), Fayencen sind rar, Porzellan fehlt völlig. Experimentierphasen
in der Keramikherstellung lassen sich bis zum 14. Jahrhundert nachweisen, während die
jüngeren Scherben den zeitgenössischen Markt widerspiegeln. Kaltwasser kommt zu dem Ergebnis
: „Somit trägt auch ein unstratifizierter Keramikkomplex zu Lösungen chronologischer
Fragestellungen bei4' (S, 32).

Andrea Soffner aus Konstanz beschäftigt sich mit den Hohlglasfunden, die auf acht Farbtafeln
sowie 14 SW-Abbildungen zu sehen sind, Sie bezeichnet diesen Fundkomplex als
„Glücksfall für die Kenntnis und Bearbeitung des Repertoires mittelalterlicher und neuzeitlicher
Hohlgläser im süddeutschen Raum" (S. 49), da „Fundmenge und Formenrepertoire im archäologischen
Glasspektrum Freiburgs bis heute ohne Parallelen geblieben sind". Für die Wissenschaft
ist der Glaskatalog mit 230 Nennungen besonders wichtig, zumal in Freiburg bisher
singuläre Gläser geborgen werden konnten. Das klösterliche Glasspektrum entsprach dem der
bürgerlichen Haushalte. Im Vergleich mit den Konstanzer Glasfunden können die rund 200
Freiburger Glasgefäße in die Zeit vom 13. bis 16. Jahrhundert, mit Schwerpunkt im 14. Jahrhundert
, datiert werden. An anderer Stelle (S. 321 ff.) stellt dieselbe Autorin das Flachglas vor
(zwei Tafeln). Es handelt sich dabei fast durchweg um Abfallprodukte „der vor Ort zugeschnittenen
Fensterverglasungen", „Mit Ausnahme der bemalten Fragmente und singulärer
einfarbiger Fragmente war die Masse der Gläser nie verbaut und wurde zudem auch nicht als
Bruchglas und damit wertvoller Bestandteil des Glasschmelzprozesses an die Glashütte
zurückgeführt4' (S. 321). Sie wertet dies als einen ungewöhnlich nachlässigen Umgang mit
Ressourcen. Gefunden wurden etwa 55 Fragmente von gelblichen, graustichigen, mahganfar-
benen und schwach grün getönten Butzenscheiben. Etwa 15 Flachglasfragmente zeigen
S ch warzlotmalerei.

Ilse Fingerlin beschäftigt sich mit dem Lederabfall. Auch wenn keine intakten Schuhe erhalten
blieben, so können von den 723 Objekten zahlreiche Fragmente dem Bereich Schuh-

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