Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 394
(PDF, 57 MB)
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werk zugeordnet werden, z.B. Sohlenfleck, Randstreifen oder Oberleder. Andere Fundgruppen
sind Messerscheiden, Futterale, Taschen, Beutel, Lederfinger, Ledergürtel und Riemen.
Besonders interessant sind die verschiedenen Nahtstiche zur Verbindung des Leders (S. 132).
Zeitgenössische Darstellungen helfen der typologischen Gliederung. Die Zuordnung des Leders
zu einer bestimmten Tierart war aufgrund des fragmentarischen Zustandes des Lederabfalls
nur selten möglich. Separat bespricht Ilse Fingerlin die Flickschusterarbeiten im Kloster,
die sich durch einzelne Fragmente im Fundmaterial nachweisen lassen. Nach insgesamt 84
Abbildungen folgen 49 Tafeln mit Umzeichnungen der Lederfunde.

Johanna Banck hat sich intensiv mit den Textilfragmenten beschäftigt. Sie beschreibt den

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Erhaltungszustand und die textiltechnischen Untersuchungen der Stoffreste, um dann Überlegungen
zur Verwendung dieser Textilien anzustellen. Die Zusammensetzung des Fundkomplexes
zeigt, daß der Grundbestand an Gebrauchstextilien fehlt, „so etwa Leinenstoffe für die
Herstellung von Ranzen und Mantelfutter oder Zendal, eine dünne Futterseide, als Stoff für
Kissenüberzüge" (S. 277). Auffallend ist das geringe Vorkommen von Geweben aus pflanzlicher
Faser, wie Schnüre und Seile aus Hanf bast. Die Autorin behandelt auch das Textilhand-
werk, das bis zum Ende des Mittelalters eine wichtige Rolle in Freiburg spielte. Dazu kann sie
das archäologische Fundmaterial mit den Schriftquellen verknüpfen. 23 Abbildungen zeigen
das Material und textiltechnische Merkmale.

Ulrich Müller stellt mit 20 Abbildungen die Kleinholzfunde vor. Das meiste sind Teile von
Holzgefäßen, die gedrechselt oder als Daubenbecher zum Tischgerät gehörten. Fragmente von
Spielkugeln, Kreiseln, Schachfiguren und Spielsteine fanden sich. Zu dieser Funktionsgruppe
gehört auch ein zusammenklappbares Backgammonspielbrett. Weitere Materialgruppen sind
Buch- und Wachstafeldeckel, Brillenteile, Brillenetui und eine Taschensonnenuhr sowie Abfallprodukte
von Mobiliar, z.B. Beschläge und Stollenfüße von Kistchen. Interessant sind die
Gefaßmarken, die auf den Böden von gedrechselten und geböttcherten Gefäßen eingebrannt
wurden. Die hölzernen Fragmente stellen keine spezifisch „klösterliche Sachkultur" (S. 313)
dar.

Die Texte auf den Wachstafeln werden von Antjekathrin Grassmann aus Lübeck mit 11 Abbildungen
vorgestellt. Die Schrift datiert aufgrund der Buchstabenformen „wohl in die Mitte
bis zweite Hälfte des 15. Jahrhundert" (S. 317). Nur auf Wachstafel 1 (2 Fragmente) sind einzelne
Worte lesbar.

Ralph Röber bespricht die kleinere Fundgruppe „Artefakte aus Knochen und Geweih"
(S. 329). Horn fehlt aufgrund der schlechten Erhaltungsbedingungen. Die geringe Zahl von
Knochen- und Geweihfragmenten hängt wohl damit zusammen, „daß die Verarbeitung von
Knochen und Geweih hier keine große Rolle gespielt hat" (S. 329). Lediglich Ringe und Perlen
aus Knochen sind vertreten. Die 10 Abbildungen enthalten auch computertomographische
Aufnahmen eines Horngriffes.

Matthias Untermann stellt einige bemerkenswerte Siegelfunde (S. 335 ff.) vor, wobei alle 20
aufgefundenen Teile abgebildet sind. Von Untermann stammt auch der abschließende Beitrag
„Zur Bauform und Nutzung der Abortgrube des Augustinereremiten-Klosters - Klösterliche
bzw. Bürgerliche Abfallentsorgung in Freiburg". Dieser letzte Beitrag war erst möglich aufgrund
vergleichender Befunde mit Stratigraphieaufnafimen bei neueren Grabungen, die Matthias
Untermann leitete. 14 Abbildungen, dabei auch Schnitte im Maßstab 1:50 gezeichnet,
geben einen wichtigen Einblick in das städtische Alltagsleben.

Der gesamte Materialband stellt mit seinen zahlreichen Abbildungen, Tafeln und Literaturangaben
eine solide Grundlage für die Interpretation und Einordnung des Fundkomplexes in
die Freiburger Stadtgeschichte dar. Vermißt werden allerdings die paläobotanischen Untersuchungsergebnisse
, die sicherlich einige interessante Rückschlüsse angezeigt hätten. Vermutlich
ließen die hektischen Fundumstände keine Probenentnahme zu. Mechthild Michels

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