Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 404
(PDF, 57 MB)
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Ständler. In seinen Schriften präsentierte er sich schon lange vor seinem Parteieintritt zum 1.
Oktober 1941 (nicht erst im Herbst 1942, ein Fehler, der durch die Sekundärliteratur geistert
und auch von der Autorin übernommen wurde - stellenweise wird Busses Eintritt sogar auf
1943 datiert) als Verfechter nationalsozialistischen Gedankengutes. Brenzinger schätzte
Busse, der als Vorsitzender der „Badischen Heimat" erfolgreich gegen die Vereinnahmung des
Vereins gekämpft hatte, als „vollkommen unpolitisch" ein, während er in Bühler sehr wohl den
„Exponent nationalsozialistischer Ideen" erkannte.

Aus der Vielzahl schriftlicher Äußerungen, die in der Biographie sehr ausführlich zitiert
werden, ergibt sich ein vielschichtiges Bild über Brenzingers eigene Einstellung zum 'Dritten
Reich'. Während er auf der einen Seite offensichtlich ohne Skrupel von der nationalsozialistischen
Politik profitierte, hinterließ der mörderische Antisemitismus in seiner Familie deutliche
Spuren. Zahlreiche Verwandte seiner Frau wurden in den Selbstmord getrieben oder in Konzentrationslagern
umgebracht. Dennoch findet sich keine Äußerung in seiner Korrespondenz,
die auf eine grundlegend oppositionelle Haltung hinweisen könnte. Andrea Haußmann unterläßt
zu Recht den Versuch, diesen Tatbestand weiter zu erklären, da ein derartiges Unterfangen
unweigerlich scheitern müßte.

Das Ende der Naziherrschaft scheint Brenzinger keineswegs herbeigesehnt und als Befreiung
empfunden zu haben, obwohl er selbst um das Leben seiner Frau und seiner Tochter hätte
fürchten müssen. Dieser Gefahr war sich der Unternehmer offensichtlich nie bewußt. Nach
1945 wurde Brenzinger zunächst als „nicht allzusehr Belasteter" am politischen Wiederaufbau
beteiligt, geriet aber sehr schnell in Konflikt mit der französischen Besatzungsmacht, deren
Maßnahmen er als „schreiende Ungerechtigkeit und (...) furchtbaren Terror" erlebte. Brenzinger
konnte nie verstehen» warum beispielsweise seine Freunde Busse und Bühler nun in
Ungnade gefallen waren - erst recht nicht, warum auch ihm sein Umgang mit „führenden
Nazis" vorgeworfen wurde.

Bis ins hohe Alter engagierte sich Brenzinger in seinem Unternehmen, das mit zahlreichen
Aufträgen am Wiederaufbau Freiburgs beteiligt wurde und schon bald nach Kriegsende einen
neuen Aufschwung erlebte. 1959, ein Jahr vor seinem Tod, ernannte ihn die Stadt Freiburg zum
Ehrenbürger, Damit wurde sein lebenslanges Engagement besonders im kulturellen Bereich
gewürdigt - er war Mitglied in nicht weniger als 84 Vereinen und hatte sich mit diversen Stiftungen
hervorgetan. Es war der Schlußpunkt einer Vielzahl von Ehrungen, aus denen hier nur
einige herausgegriffen werden sollen: 1926 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Technischen
Hochschule Karlsruhe, ] 944 wurde er zum Ehrenmitglied des Breisgau-Geschichtsvereins ernannt
und 1952 bekam er das Bundesverdienstkreuz verliehen. Auch die Albert-Ludwigs-Uni-
versität würdigte ihn durch die Ernennung zum Ehrensenator.

Andrea Haußmann hat mit dieser Unternehmerbiographie ein sehr lebendiges und sensibles
Portrait gezeichnet, Nicht zuletzt durch das ausführliche Zitieren aus Brenzingers Korrespondenz
gelingt es ihr, den Leserinnen und Lesern eine Persönlichkeit nahezubringen, die die
Stadt Freiburg über Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt hat. Bedauerlich ist nur, daß die Biographie
im Privatdruck erschienen und nicht über den Buchhandel zu beziehen ist.

Ute Scherb

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