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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 17
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0019
zu Anfang März an einen Freund, der ihm Mitte Februar geschrieben hatte, mit den
Worten: „Dein Brief aus dem vorigen Jahrhundert ,..".17 In Offenburg einigten sich
führende radikale und gemäßigte Liberale auf einen Forderungskatalog, dem auch
die Freiburger Volksversammlung zustimmte. Man forderte Pressefreiheit, Geschworenengerichte
, Volksbewaffnung - und ein gesamtdeutsches ParlamentJ 8 Als
auf dem hiesigen Münsterplatz auch die Republik gefordert wurde, widersprachen
einige, der Historiker Gfrörer und der Fabrikant Kuenzen Beiden brachte die aufgebrachte
Menge später „Katzenmusiken" dar. Das war eine Methode, mit der man im
revolutionären Taumel politische Gegner einschüchterte.19 Gfrörer wurde dennoch
zum Abgeordneten in die Paulskirche gewählt (freilich nicht hier, sondern in seiner
schwäbischen Heimat). Struve brachte das politische Programm auf die griffige Formel
„Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle Klassen der Gesellschaft ohne Unterschied
der Geburt und des Standes'4. Wer wollte da nicht zustimmen (auch wenn die
Freiheit nicht an erster Stelle stand, ebenso wie in unserer Nationalhymne)!20

Wer aber war es denn nun, der zu der Volksversammlung auf den Münsterplatz
strömte? Es gehört zu den Vorzügen der lokal- und regionalgeschichtlichen Wahrnehmung
, daß wir Menschen hinter (oder vor) den Begriffen und Programmen
sehen: Karl Mez zum Beispiel, der als Unternehmer soziale und liberale Ziele vertrat
(ähnlich wie auch Jeremias Risler).21 Auch Karl Mez wurde in die Frankfurter Nationalversammlung
gewählt. Er hat die Freiburger Volksversammlung am 26. März
geleitet. Neben ihm trat Karl von Rotteck auf, der Sohn des 1840 verstorbenen Karl
von Rotteck senior, ein entschiedener Demokrat, den man am Sonntag zuvor in
Offenburg in den Zentralausschuß der Vaterländischen Vereine gewählt hatte.22 So
hießen die Vereine, in denen sich die politische Basis organisierte. Politische Interessen
vertraten indes auch andere Vereine, insbesondere die Turner und die Sänger
wie der Freiburger „Liederkranz", wo Joseph Hägele für die demokratische Bewegung
agitierte, ein junger Freiburger, der gerade sein Examen als Geschichts- und
Philosophielehrer abgelegt hatte.23 Sympathisanten der Freiheitsbewegung gab es
unter den Handwerkern und Händlern, den Studenten und Lehrern, den Gesellen und
Arbeitern, den Bauern und Winzern, in allen Schichten des Bürgertums. Wer in Freiburg
zum „besseren" Bürgertum zählen wollte (Professoren und Geistliche, Geschäftsleute
und Beamte), gehörte der 1807 gegründeten „Museumsgesellschaft"
an.24 Doch 1835 war diese Bürgergesellschaft vielen zu elitär geworden. Sie gründeten
die neue, demokratische Bürgergesellschaft „Harmonie", in der das mittlere Bürgertum
dominierte.25 Die „Harmonie" erwies sich 1848/49 als wichtigstes Zentrum
der demokratischen Bewegung. Hier versammelten sich bereits am 29. Februar 1848
rund 800 entschiedene Demokraten, formulierten eine Petition an die Regierung und
entsandten eine Deputation nach Karlsruhe, die bei ihrer Rückkehr zwei Tage darauf
begeistert empfangen wurde.

Was aber trieb die Menschen zur Beteiligung am „Frühling der Revolution"? Was
haben sie erwartet? Warum sollte sich etwas ändern? Warum konnte es nicht so weitergehen
? Ursachen für die revolutionäre Bewegung gab es im Land verschiedene.
Da war das spürbare Wachstum der Bevölkerung, das Angst machte; „Es sin halt
zviel Mensche bi eus, do sitzt de Breschte ..." klagte schon 1832 ein Hotzenwäl-
der.26 Das Handwerk schien überbesetzt Unklar spürten einige den Modernisie-

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