Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 18
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rungsdruck und fürchteten
ihn. Da mokierte sich ein
Freiburger Poet 1844 über
den Zeitgeist in einem Gedicht
: „Die Viehmagd läßt
sich Köchin heißen, der
Hausknecht nennt sich Inspektor
, ... die Trödler nennt
man Speculant, wer Handwerk
treibt, heißt Fabrikant

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Die soziale Not wurde
durch die Hungerkrise
1846/47 verschärft. Sozialer
Druck spielte 1848 eine
Rolle. Aber er war nicht ausschlaggebend
für den „revolutionären
Frühling". 1847
hatte eine Rekordernte gebracht
. Die Suppenküchen
konnten wieder geschlossen
werden.28

Was also hat die Menschen
angetrieben? Mir
scheint, daß in den 1840er
Jahren eine Politisierung der
Öffentlichkeit stattfand.29
Die politische Presse war aggressiver
geworden. Die
Landtagsdebatten wurden
heftiger. Es gab immer häufiger
politische Versammlungen
. Die Studenten ergriffen Partei, so bei der Zwangspensionierung von Heinrich
Schreiber. Spontane Bürgerinitiativen verfaßten Grußadressen, etwa in der
Frage der Deutschkatholiken. Als der liberale Abgeordnete Zittel, Pfarrer von Bah-
lingen, im Landtag die bürgerliche Gleichstellung der Deutschkatholischen Kirche
beantragte, organisierte der Freiburger Rechtsprofessor Franz Joseph Büß eine Petitionsbewegung
dagegen und sammelte rund 50.000 Unterschriften.30 Und nun forderten
seit Bassermanns Antrag vom 12. Februar 1848 immer breitere Kreise eine
frei gewählte Nationalvertretung aller Deutschen. Das nationale Pathos vermengte
sich mit den liberalen Forderungen nach mehr Bürgerfreiheiten und Bürgerbeteiligung
sowie mit den sozialen Hoffnungen auf mehr Gerechtigkeit zu einem ganz und
gar krausen Gemisch von Erwartungen und Ansprüchen, für die der anfängliche Erfolg
der Pariser Februarrevolution gleichsam die historische Legitimation lieferte.
Die „Deutsche Volkszeitung", von „bewährten und entschiedenen Volksfreunden"

Abb. 2 Das Haus der bürgerlichen Lesegesellschaft 'Harmonie'
in der Grünwälderstraße (Ansicht ca. 1930). Hier beschlossen am
29.2.1848 rund 800 liberal und demokratisch gesinnte Bürger
eine Petition an den Großherzog (Stadtarchiv Freiburg, M 70

S 201/27 Nr. 106).

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