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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 21
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0023
rung Heckers zum Inbegriff der Freiheit in den Heckerliedern. Sie sind selbst so widersprüchlich
, wie die politischen Lager es nach Ostern 1848 gewesen sind: Vom
Lied der Studenten mit dem Refrain von der roten Republik bis zu dem viel milderen
„Der Freiheit eine Gasse" mit den Versen: „Du edler Volksfreund, wackrer Mann,
du Stolz der deutschen Gauen, - Führ Du uns jetzt zum Kampfe an, daß wir die Freiheit
schauen ...".45

In Offenburg hatten am 19. März die gemäßigten Liberalen die Radikalen zu sich
herüber gezogen und für den parlamentarischen Weg zur Freiheit gewonnen; in Freiburg
schien Struve acht Tage später einen Konsens für die Republik zu bewirken. Im
Vorparlament wollte er die radikale Revolution sofort durchsetzen. Dasselbe wollte
Hecker dann am 12. April in Konstanz. In Bernau versuchten die gemäßigten Liberalen
Venedey und Spatz sodann wiederum, Hecker auf den parlamentarischen Konsenskurs
zu bringen.46 Alles vergeblich, ebenso wie Heckers Traum, die regulären
Einheiten würden sogleich, wo immer sie auf Freiheitskämpfer treffen sollten, zu
diesen überlaufen. Auch Sigels Truppen waren noch davon überzeugt, daß die Soldaten
des Generals Hoffmann hier in Freiburg doch nicht auf ihre demokratisch gesinnten
Landsleute schießen würden. Und Bürgermeister Rotteck glaubte, die Ordnungstruppen
könnten die Freischärler vom Abenteuer eines blutigen Konflikts abhalten
.47 Der Traum von der Konsensfähigkeit „der Freiheit, die ich meine", der war
Ostern 1848 einer nüchternen Realität gewichen.

Zerbrochen war der Konsens letzten Endes an der Frage der Gewalt und ihrer
Rechtmäßigkeit als Mittel zur Erringung der Freiheit. Der liberale Pfarrer Zittel von
Bahlingen brachte die Haltung der Gemäßigten auf den Punkt, indem er die Kaiser-
stühler beschwor: „Ich werde immer und zu jeder Zeit von dem Aufruhr abraten."48
Dabei berief er sich auf Karl von Rotteck, der 1832 die Liberalen gewarnt hatte:
„Unter keiner Bedingung ein gewaltsamer Umsturz! Er führt immer dahin, daß die
Schlechten obenan kommen, und daß die Freiheit und das Recht nicht gewonnen
werden, sondern zu Grund gehen." Am 11. April, am Tag vor Heckers Proklamation
der Republik, gab eine „von 920 Bürgern abgehaltene Versammlung" in Freiburg
eine Offene Erklärung ab, in der sie sich entschieden gegen jedes Unternehmen aussprach
, „wodurch auf gesetzwidrige und gewaltsame Weise die bestehende, neuerdings
beschworene Verfassung des Landes verletzt oder gar umgestürzt werden
wollte."49

Von jetzt an kam es der Revolution bzw. denen, die die Revolution voranbringen
wollten, darauf an, ihre Teilfreiheit zu erringen. Mit anderen Worten: Jetzt entstanden
Parteien.50 Jetzt kämpfte jede „Partei" um ihr Ziel, um ihre Macht. Der Konsens
des revolutionären Frühlings war zerbrochen. Die Regierung, die sich im März den
„Forderungen des Volkes" weitgehend angeschlossen (oder angepaßt) hatte, ging
schrittweise auf Konfrontationskurs. Die demokratischen Vereine wurden verboten.
Gegen Teilnehmer am Heckerzug liefen Hochverratsprozesse.

In Frankfurt begann inzwischen die Nationalversammlung mit ihrer Arbeit. Den
Freiburger Wahlkreis hatte Adam von ltzstein gewonnen.51 Er nahm jedoch das
Mandat in einem anderen Wahlkreis an, so kam der Emmendinger Fabrikant Helbing
für Freiburg in das Parlament. Friedrich Lautenschlager zählt ihn zu den gemäßigten
Liberalen.52 Indirekt war Freiburg in der Paulskirche durch weitere Abgeordnete in

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