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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 24
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0026
Struve nicht frei sprächen, kämen sie nicht mehr lebendig nach Hause. Brentano beschwichtigte
sie - entsprechend, wie es heißt, „seinem den Extremen abgeneigten
Charakter".67 Bei den Verhandlungen zeigte das Freiburger Publikum, daß es eindeutig
auf der Seite der Angeklagten stand: Ausführungen des Anklägers wurden
wiederholt durch Zwischenrufe gestört. Die Geschworenen billigten Struve und
Blind mildernde Umstände zu. Sie erhielten 5 Jahre Zuchthaus. Das Verfahren gegen
Amalia Struve wurde niedergeschlagen; sie konnte als freie Bürgerin das Gericht im
Basler Hof verlassen.68

Wie im Struve-Prozeß war die Stimmung in der Freiburger Bevölkerung bereits
am 10. Dezember 1848 zum Ausdruck gekommen. Damals organisierte der Freiburger
Anwalt Karl Friedrich Heunisch einen Gedächtniszug zu Ehren von Robert
Blum, der nach dem Sieg der Gegenrevolution in Wien zum Tode verurteilt und am
9, November 1848 erschossen worden war.69 Anschließend an den Trauerzug versammelten
sich rund 650 Bürger im Historischen Kaufhaus der Stadt zu einer Gedenkfeier
. Das Bild von der Erschießung Blums sollte später wie das vom Freiheitshelden
Hecker zu den Ikonen aller Liberalen werden.70 Diese Bilder gehörten ins
Wohnzimmer jedes „fortschrittlichen" Deutschen, Ganz hoch stieg die Begeisterung
in der Freiburger Öffentlichkeit schließlich, als im Mai 1849 weitere Hochverratsprozesse
mit Freisprüchen endeten, u. a. für Joseph Fickler sowie den jungen Wilhelm
Liebknecht. Ihn hatte im hiesigen Gefängnis (am heutigen Holzmarkt) Ernestine
Landolt, die Tochter eines Wärters, betreut. Beide verliebten sich und schlössen
später, lange nach der Revolution, 1854, den Bund der Ehe.71

Demokratische Vereine

Die Frankfurter Nationalversammlung hatte als ersten Teil ihres Verfassungswerkes
im Dezember 1848 die Grundrechte verabschiedet und damit die rechtliche Grundlage
für ein liberales Versammlungs-, Vereins- und Koalitionsrecht geschaffen.
Schon im Sommer 1848 hatten sich die verschiedensten Gruppen in Deutschland in
Vereinen mit mehr oder minder politischen Zielen zu organisieren begonnen und
sich meist auch auf Reichsebene konstituiert: Arbeiter, Lehrer, Frauen, Katholiken,
Turner u.a. mehr. Die folgenreichste Initiative ging vom Mannheimer Demokratenoder
Volksverein unter Leitung des jungen Zollassistenten Amand Goegg aus.72 Auf
den zweiten Weihnachtstag 1848 hatte Goegg 150 Delegierte von Volksvereinen aus
ganz Baden in seinen Heimatort Renchen eingeladen und dort Organisation und Pro™
gramm der Volksvereine in einer Form festgelegt, die aus den Volksvereinen eine
moderne Partei machten, Ihr Ziel war es, die Macht zu erringen, die Republik durchzusetzen
, dem Volk Freiheit und Gleichheit zu bringen durch liberale und soziale
Umgestaltung von Staat und Gesellschaft. Um dies zu erreichen, war Goegg auch
zur Anwendung revolutionärer Gewalt bereit. In den Garnisonen (auch in Freiburg)
bildete er revolutionäre Zellen, die den Übergang des Militärs zu den Volks vereinen
herbeiführen sollten.73

Am 29. Januar 1849 wurde der neue Volksverein in Freiburg gegründet. Den Vorsitz
übernahm Karl von Rotteck, Wie vielerorts traten der örtliche Tum- und der Arbeiterverein
als gleichsam assoziierte Untereinheiten dem Volksverein bei. Den politischen
Zielen des Volksvereins standen andere Gruppierungen nahe: ein Soldaten-

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