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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 27
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Waffen befohlen und der Kriegszustand des ganzen Großherzogtums verkündet...".
Schöner hätte das auch Johann Peter Hebel nicht erzählen können!

In Freiburg wurde ein Standgericht eingesetzt.88 Drei Todesurteile wurden gefällt
und sogleich vollstreckt: An Maximilian Dortu aus Potsdam, Friedrich Neff aus
Rümmingen und Gebhard Kromer aus Bombach: jugendliche Idealisten, leidenschaftlich
überzeugt von den Idealen der Revolution. Die preußische Besatzung ließ
ihre Macht spüren. Schreiber war auf einem Spaziergang Zeuge, wie ein Bannwart
in den Rebbergen „herumnaschende Preußen" ersuchte, fremdes Eigentum zu respektieren
, worauf er die Antwort erhielt: „Ihr badischen Hunde, wir haben euer
Land erobert und können nehmen, was wir wollen."89 Die Bürgergesellschaft „Harmonie
" wurde aufgelöst und verboten. Ihr Gebäude wurde von der Polizei durchsucht
. „Revolutionäre" Schriften wurden beschlagnahmt; dazu gehörte der von der
Paulskirche verabschiedete Entwurf der Reichsverfassung,90

Die Kirchen aber veranstalteten Dankgottesdienste für die Rückkehr des Großherzogs
. Ein Schwarzwälder Bauer und Schildermaler notierte zum Ende der Revolution
dankbar in seinem Tagebuch: „Es ist wieder mehr Eifer für die Kirche erwachsen
."91 Und Heinrich Hansjakob, später Pfarrer von St. Martin in Freiburg, wußte zu
berichten, daß seine Landsleute nunmehr ganz loyale Untertanen wurden, die „fortan
stets die Wege einer weisen Regierung gingen",92 Das Rotteckdenkmal, als Symbol
eines liberalen Bekenntnisses im Oktober 1848 aufgestellt, wurde auf Anordnung
des reaktionären neuen Stadtdirektors von Freiburg, Herrn von Uria, bei Nacht und
Nebel entfernt und in eine Rumpelkammer gesteckt.93 In der von Ulrich Ecker edierten
Korrespondenz des badischen Republikaners Scheffelt ist in einem Brief vom
November 1852 zu lesen:94 „Die Zeiten von 1849 sind bald vorbei, und von Politik
... spricht man kein Wort mehr... Man ist müde wie in den Jahren nach 1815." Ein
prominenter Freiburger Bürger, der Hofrat und Arzt Dr. Werber, konnte indes 1856
dichten:95

„Es ist das schöne langgedehnte Baden

mit einem Fürsten auf dem Thron,

den Gott gesegnet reich mit hohen Gnaden,

des besten Vaters treuer Sohn!

Er schirmt das Land mit seinem festen Herzen
und trägt das Volk in seiner Brust.
Er teilt des Bürgers tief empfund'ne Schmerzen,
des Bürgers Wohl ist seine Lust..."

Und nach weiteren Strophen folgen die Verse:

„Doch Freiburg ist die allerschönste Blume
im reichen Garten dieses Lands.
Es blüht in seinem vollen alten Ruhme
und schmückt sich stets mit neuem Glanz."

Wie revolutionär sind unsere Vorfahren gewesen? Wie nachhaltig war ihr Freiheitsbewußtsein
? Urteilen Sie selbst! Noch war nach der Revolution ein langer Weg
zu gehen bis zur demokratischen „Verfassung des Landes Baden", die im Frühjahr

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