http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0049
Abb. 2 Das Gasthaus zum Schlüssel Heckers Aufenthaltsort in Muttenz
(Staatsarchiv Basel Stadt, Neg. F 1230)
mussten in Zivilkleidern getarnt die Flüchtlinge an die Grenze bringen.4 Ein wichtiger
Grund für die Begeisterung war die Rivalität zur Stadt Basel. Wiederholt hatten
Baselbieter Publikationen in der Stadt für Unruhe gesorgt. Besonders das Basellandschaftliche
Volksblatt von Johann Ulrich Walser, der in Birsfelden auch etliche Broschüren
, Flugblätter und Schriften für die Deutschen druckte, tat sich hervor.5 Die
Aussage von Friedrich Hecker, ihm sei in der Stadt angetragen worden, „Kommen
sie zu uns", gewinnt so auch Aussagekraft über den nach wie vor vorhandenen Konflikt
zwischen der Stadt und der Landschaft Basel. Auch Herwegh soll mit Trompeten
und Umzügen in Liestal begrüsst worden sein, und andere Flüchtlinge wussten
von euphorischen Begrüssungszeremonien in Liestal zu berichten.6 Wilhelm Schulz
stellt gar die Frage: „Wohin hätte ich besser wenden können als nach dem Canton
Basel-Landschaft?"
Die Schweiz stand ganz allgemein bei den Deutschen in hohem Ansehen. In seiner
Rede an die versammelte Festgemeinde des Schützenfestes in Chur 1842 - und
die Schützenfeste waren ja einer der ausgesprochenen Orte radikaler Beteuerungen7
- hielt Georg Herwegh klar fest: „Auch die Fürsten kann es nicht nach einem Lande
gelüsten, das am ersten Tag der Schöpfung durch die Natur zu einer Republik bestimmt
worden. Eure Berge sind zu hoch, um Paläste darauf zu bauen, eure Strassen
zu steil, um Karossen darüber zu führen, und eure Hirten, Gott sei Dank, viel zu arm,
um Müssiggänger zu füttern."
Von diesem wackeren Bergvolk mit seiner urtümlichen Republik der „ewigen
Gletscher" fühlten sich in den dreissiger und vierziger Jahren immer mehr Deutsche
47
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0049