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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 48
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angezogen, Metternichs Heilige Allianz, seine Steigbügelhalter und Büttel überall
in Europa sorgten für weitestgehende Unterdrückung der Meinungs- und Pressefreiheit
. „Durch die Heilige Allianz wurde", wie Michail Bakunin schreibt, „die
Reaktion international und die Revolten, die sich gegen sie richteten, erhielten auch
einen internationalen Charakter."8

Es braucht also nicht zu verwundern, dass an und für sich lokale Begebenheiten zu
internationalen Sympathie-Wellen in Europa führten. So auch die Auseinandersetzungen
in der Schweiz, welche unter dem Begriff des „Sonderbundskrieg" bekannt
sind.

Das liberale und radikale, zumeist (aber nicht nur!) protestantische und Urbane
Bürgertum gewann im November 1847 den Sonderbundskrieg, die konservativen
Kantone waren militärisch geschlagen und mussten nachgeben, der Weg zur Bundesreform
, zum neuen Bundesstaat von 1848 - zur sogenannten „modernen
Schweiz" - war frei. In Deutschland - nicht nur dort, aber vor allem dort - nahm man
am Sonderbundskrieg regen Anteil. Der Sieg der Liberalen und Radikalen wurde gefeiert
. Metternich hatte zwar die Intervention erwogen, sie war indessen nicht zustandegekommen
. Die bislang einzige Republik in Europa setzte sich durch.
Während kurzer Zeit wurde die Schweiz beglückwünscht. International, von überall
her, kamen „Adressen" an die Tagsatzung: etwa 50 an der Zahl mit etwa 5000 Unterschriften
.

Von den bedeutenden Namen der Zeit finden sich nicht wenige unter den Adressen
. Karl Mathy und Gustav Struve stehen in der Mannheimer an erster Stelle. Arnold
Rüge hat die Leipziger Adresse verfasst und unterschrieb sie als erster, gefolgt
von Philipp Reclam, Wilhelm Engelmann, Theodor Althaus, Salomon Hirzel, Julius
Fröbel, Friedrich Gerstäcker. Freiliggraths Unterschrift begegnet auf einer Londoner
Adresse. Johann Jacoby beteiligte sich in Königsberg, Adalbert von Bornstedt und
Karl Marx in Brüssel.9

Aus den Adressen an die Tagsatzung wird deutlich, dass es um mehr als die blosse
Schweizer Sache ging. Auch dieser Konflikt wurde ähnlich wie die griechische und
die polnische Freiheitsbewegung als ein internationaler, als gesamteuropäischer begriffen
. Die Schweizer Bewegung gegen den Sonderbund „ist auch die deutsche, die
europäische Sache" kam aus Heidelberg. Die Adresse" aus Wertheim bezeichnete
sie schlicht als „die Sache der ganzen Menschheit".

Diese knappen Ausführungen sollen deutlich machen, wie eng zu jener Zeit die
nationale Begeisterung mit der republikanischen verknüpft ist. In der von Karl Marx
unterzeichneten Adresse aus Brüssel heisst es: „Tausende von deutschen Herzen
diesseits und jenseits des Rheines schlagen erwartungsvoll dieser Eurer Initiative
entgegen."

Tatsächlich schlugen etliche deutsche Herzen jenseits des Rheins. Und das schon
eine ganze Zeit lang. Die Deutschen kamen nicht erst 1848 und 1849. Im Gegenteil,
sie waren schon da! Wie gesagt, aufgrund der Ereignisse, aufgrund der repressiven
Verhältnisse waren viele Deutsche in den 1830er Jahren in die Schweiz gekommen
,., und schürten und beförderten hier ihre Sache nach Kräften. Ausgang nahm das
vom Jungen Deutschland. Es wurde 1834 in Bern ins Leben gerufen und sollte Teil
des „Giovane Europa" von Guiseppe Mazzini sein. Der Einfall einer Freischar aus

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