Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 53
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0055
Aber im grossen Ganzen hatte sich auch der Kanton Basel-Landschaft doch den
einengenden Massnahmen der Schweiz zu beugen. Wobei schon damals galt: Die
Schweizer Politiker hatten nichts gegen die Deutschen, sie wollten bloss keine
Schwierigkeiten mit den mächtigen Nachbarstaaten.

Dabei ist die Abhängigkeit von den Getreideimporten in Rechnung zu stellen, die
es Baselland verunmöglichte, allein nach eigenem Gutdünken zu handeln. Um die
Schweiz zu disziplinieren, genügte die Androhung, eine Komsperre einzuführen,
und schon „trat wieder ein Entgegenkommen des schweizerischen Bundesrathes
ein'*,21 Von Frankreich hatte Baselland 1835 einen Denkzettel erhalten, als in der
Folge seines Verhaltens gegenüber den jüdischen Brüdern Wahl aus Mülhausen
Frankreich ein Warenembargo über den Kanton verhängte.22 Die „Willfährigkeit"
gegenüber Frankreich und Baden stand also im Zeichen übergeordneter Interessen.
Keineswegs ging es nur darum, die Flüchtlinge zu schützen* Sondern der Kanton
musste ebenso vor den Fremden behütet werden: Damit es keine Unannehmlichkeiten
gäbe, keine „unverhältnismässig unbillige Belästigung".23 Dem oft in Selbstdarstellungen
geführten grossen Wort vom weltoffenen Kanton Basel-Landschaft entsprach
die Realität auf Regierungsrats- und Statthalterebene nicht ganz.24 Er war
lediglich etwas grosszügiger als andere Kantone.

So besehen ist es eigentlich erstaunlich, wie sehr die deutschen Demokraten der
Schweiz die Treue gehalten haben. Zwar gab es auch kritische Stimmen, dies sei
nicht verschwiegen. Aber ein grosser Teil der Deutschen hielt an Lob für die Schweiz
nicht zurück. Emma Herwegh zum Beispiel schrieb: „Ich habe zwar erst wenige
Schweizer gesehen, aber das Volk gefällt mir unendlich, unter solchem Himmel kann
aber auch nur eine Nation leben, die in geistiger Freiheit athmet."25

Und Friedrich Hecker war von der Schweiz sowieso begeistert. Seine Briefe aus
den Vereinigten Staaten an seine Freunde sprechen Bände. Gustav Struve wollte gar
nach Schweizer Vorbild die deutsche Republik in 24 Kantone einteilen. Die deutschen
Füchtlinge scheinen in der Schweiz gleichwohl ein Stück weit die „Freiheit"
gefunden zu haben. Aber eben „Freiheit in der Fremde", keine Geborgenheit, nur den
wenigsten wurde die Schweiz eine neue Heimat. Georg Herweghs Traum ist deutlich
genug: „Ich möchte, ja ich möcht zu Hause sein."26

Als 1848 an vielen Orten in Europa die bürgerlich-demokratische Revolution ausbrach
, Wessen die Losungen der Revolutionäre „Freiheit, Gleichheit, Bruderliebe".
Hätte freilich Adolf Muschg auch an die Frauen und die Juden gedacht, hätte er sein
„Von Herwegh nach Kaiseraugst" so nicht schreiben können. Die Frauen waren und
blieben stark benachteiligt. Die Losung der „Gleichheit" meinte sie nicht mit. Die
Schwestern sollten ihre Ketten nicht zerreissen. Unter den Revolutionären von 1848
glänzt Friedrich Hecker mit einem frauenfeindlichen Urteil par excellence. Frauenrechte
waren für ihn der Niedergang der Revolution. Die Frauen können sich keinen
Hecker Hut aufsetzen! schreibt Susanne Asche.27 Sie hat Recht. Noch schlimmer
allerdings stand es um die Juden, welche im gleichen Jahr, 1848, vor dem Pöbel aus
dem Elsass nach Baselland flohen. Gleichheit für Alle? Gemeinhin wird übergangen,
dass die demokratische, die republikanische Bewegung in Europa nicht nur in den
Königen, den Fürsten und den Pfaffen ihre Feindbilder hatte. Gleichsam zwischen
Stuhl und Bank fielen die Juden. Den einen waren sie als reich gewordene Günst-

53


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0055