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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 68
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beraufstands und ein bald darauf sich verfestigendes Deutungsmuster, das weniger
die politischen Ziele als den Zwangs- und Gewaltcharakter der kurzen Revolutionsherrschaft
hervorhob, gerade bei der fortschrittlich gesinnten liberalen Führungsschicht
Lörrachs und der Umgegend dazu beitrugen, für die Zukunft eher nach Möglichkeiten
der Verständigung und Zusammenarbeit mit Konstitutionellen und auch
Konservativen zu suchen als mit Radikaldemokraten.

V.

Für die Revolutionäre im Exil dagegen war die Hauptfrage, welche Lehren sie aus
dem Scheitern der Aufstandsversuche des Jahres 1848 für die bessere Organisation
einer erneuten Erhebung ziehen konnten. Vor allem am isolierten, kaum vorbereiteten
, die politische Lage falsch einschätzenden Vorgehen Struves wurde zwar intern
Kritik geübt,64 doch ein gut funktionierendes Kontaktnetz der Republikaner über die
Grenzen Südbadens, der Schweiz und des Elsaß hinweg blieb unverändert bestehen;
schon Anfang November 1848 kursierten in der Grenzregion Lörrach die ersten
Gerüchte über einen bevorstehenden dritten Aufstand.65

Besonders radikale Schlußfolgerungen aus der Erfahrung zweier Fehlschläge zog
der junge Revolutionär Friedrich Neff aus Rümmingen, Philosophiestudent und
Struve-Anhänger, der an allen drei badischen Aufständen teilnahm.66 Als glühender
Verfechter der Republik wies er den den Revolutionären pauschal gemachten Vorwurf
, sie handelten primär aus egoistischen Motiven, vehement zurück: „Wir kämpfen
nicht für die niedrigen, elenden Zwecke der Selbstsucht und des Eigennutzes,
sondern für die ewige göttliche Idee der Freiheit und der Bruderschaft."67 Für die
Organisation eines dritten Aufstandes in Baden jedoch rechtfertigte er Gewaltanwendung
zur Durchsetzung seiner hehren Ziele» In dem Ende 1848 in Basel erschienenen
Rückblick „Mein Antheil an der zweiten Schilderhebung des badischen
Volkes" zog er aus deren Niederlage die weitreichende Konsequenz, „daß man keine
Republik gründet durch Gutthätigkeit und Milde, wie wir es thun wollten; die alte
Schuld kann leider nur mit Blut abgewaschen werden."6g Den Beitrag unterzeichnete
er, auch hierin seine Radikalisierung dokumentierend, als „Fr. Neff, ein rother
Republikaner".69 In einer weiteren Schrift argumentierte er, daß der Zeit der
Revolution kein Mittel zu schlecht sein" dürfe: „Erst durch die Republik kann das
Selbstgefühl im Volke so sehr erstarken, daß es die einzelnen Feinde nicht mehr zu
fürchten braucht. Bis sie aber einmal da ist, müssen diese Feinde unbarmherzig zernichtet
werden,"70

Mit dieser zumindest verbalen Radikalisierung entsprach Neff nicht nur dem
Feindbild, daß sich konservative und konstitutionelle Revolutionsgegner der Region
bereits von ihm gemacht hatten,71 sondern schreckte vermutlich auch weitere Liberale
und selbst gemäßigte Demokraten ab. In Neffs Schriften finden sich jedoch auch
andere, zurückhaltender formulierte Texte, in denen er konkrete Zielgruppen - die
junge Generation, die Frauen, die Bauern, die Soldaten - für seine Ideen zu gewinnen
versuchte.72 Wie viele weitere Republikaner im Exil hatte Neff den Kampf am
Ende des Jahres 1848 nicht aufgegeben. Während Johann Philipp Becker jedoch
warnend darauf hinwies, „daß sich Revolutionen nicht machen lassen, sondern daß

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