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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 71
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0073
Grenzregion Lörrach im Frühsommer 1849: „Unsere Gegend da oben, gewitzigt
durch zwei kostspielige frühere Erfahrungen, verhielt sich ziemlich handscheu zu
der Militärrevolution. Man wählte zwar in die neue konstituierende Kammer nach
Karlsruhe und sammelte auch Proviant für Rastatt, allein die Schöpfungen und
Regierungsorgane der Militärrevolution erregten kein Zutrauen.**90

Größere Erwartungen als in den mangels Verbündeter von Beginn an wenig erfolgversprechenden
Kampf der badischen Volkswehr setzte die liberale Führungsschicht
der Region in die Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung Badens. Sie
boten in ihren Augen zumindest eine Chance, den Aufstand zu kontrollieren, als ein
„Strahl der Hoffnung zur Wiederherstellung des Gesetzes und der Ordnung".91 Fol™
gerichtig stellte sich auch hier Karl Georg Wenner als Wahlkommissär für den Wahlbezirk
V, der die Amtsbezirke Schopf heim, Lörrach und Säckingen umfaßte, zur Verfügung
.92 177 Bürger des Wahlbezirks versammelten sich am 30. Mai 1849 in Steinen
, um Kandidatenvorschläge zu beraten und einen Aufruf an die Wähler zu
beschließen.93 Am 3. Juni 1849 wurden nach allgemeinem, gleichem, direktem und
geheimem Männerwahlrecht die linksliberalen Altbürgermeister von Steinen und
Kandern, Johann Michael Scheffelt und Johann Jakob Kammüller, der Soldat Karl
Ritter aus Karsau, der auch als Mitglied des Landesausschusses der Volksvereine
fungierte, und der Schopfheimer Lehrer Johann Jakob Glaser als Abgeordnete gewählt
.94 Von ihnen brachte Scheffelt langjährige parlamentarische Erfahrungen als
Mitglied der zweiten Kammer des badischen Landtags mit; vom vormärzlichen Liberalen
hatte er sich zu einem - wenn auch vorsichtigen - Republikaner gewandelt95
Glaser dagegen vertrat eine gegenüber Konstitutionellen und Konservativen verständigungsbereite
, unter den Bedingungen der Mairevolution jedoch zunehmend unrealistische
Haltung. In der Verfassunggebenden Versammlung unterstützte er den
gemäßigten Regierungschef Lorenz Brentano auch in der Hoffnung, dadurch würden
Verhandlungen über die Rückkehr des geflohenen Großherzogs möglich.96 Doch der
Handlungsspielraum der Verfassunggebenden Versammlung Badens war auch für
weniger illusionäre Vorhaben viel zu gering. Mit der Niederschlagung des badischen
Volksaufstandes durch die vom Großherzog zu Hilfe gerufenen Interventionstruppen
unter preußischer Führung im Juni und Juli 1849 war zugleich der widerspruchsvolle
Weg der „parlamentarischen Revolution**97 für die Grundrechte und die Reichverfassung
, der auch in der Region Lörrach einigen Rückhalt besaß, gescheitert.

VIL

Im Gegensatz zu den erstaunlich weitgehenden Kooperationsbemühungen zwischen
fortschrittlichen und konstitutionellen Liberalen in der Stadt Lörrach war die Konfrontation
zwischen den verschiedenen politischen Gruppen an anderen Orten der
Region sehr viel schärfer. Vor allem in der Stadt Kandern und in einigen umliegenden
Dörfern hatten die entschiedenen Revolutionsgegner eine starke Position. Dies
zeigte sich, als für den Aufbau eines Revolutionsheeres ab Ende Mai 1849 auf Geheiß
der provisorischen Regierung auch im Amtsbezirk Lörrach Bürgerwehr-Aufgebote
gebildet werden sollten. In einem Bericht der revolutionären Behörden vom
4. Juni 1849 wurde ausgeführt: „Der Geist der Bevölkerung in Kandern und einigen

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