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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 80
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0082
I.

Die Februarrevolution in Paris und die Ausrufung der französischen Republik am
24. Februar 1848 hatten Hunderte deutscher Exilanten in Paris ermutigt, sich für die
Verwirklichung der Prinzipien „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" zu engagieren.
Dies geschah zunächst durch die Gründung einer „Gesellschaft der vereinigten deutschen
Demokraten", bekannt als deutsche demokratische Gesellschaft, des weiteren
durch eine Grußadresse „An das französische Volk" und schließlich durch den Aufbau
einer republikanischen Legion. Die deutsche demokratische Gesellschaft wollte
ein Band zwischen den deutschen Demokraten in Paris knüpfen, um die Planung gemeinsamer
Aktionen zu erleichtern. Zwei Sätze in den Statuten der Gesellschaft
lassen erkennen, daß die Vereinigung sich nicht nur für die politische Zukunft
Deutschlands interessierte: „Im Glauben an die Solidarität der Völker erkennt die
Gesellschaft die Interessen jeder Nation auch als die ihrigen an" und „Die Art und
Weise endlich ihrer Wirksamkeit hängt von dem Gange der Ereignisse und der
ganzen Weltlage ab".2 Die internationale Zielrichtung der Gesellschaft kam vor
allem in der Grußadresse ihres Präsidenten Georg Herwegh „An das französische
Volk" vom 6. März 1848 zum Ausdruck. Herwegh, der in der französischen Februarrevolution
ein Vorbild für alle Länder sah, entwarf die Vision von einem internationalen
Freiheitsbund: „[... ] die Völker sehen der Zukunft freudig entgegen. Vereint
auf einem Schlachtfeld treffen sie zusammen, zu kämpfen den letzten, unerbittlichen
Kampf für die unveräußerlichen Rechte jedes Menschen/' Die Adresse schloß
mit der Proklamation: „Es lebe die europäische Republik!"3 Die rund 6.000 Demonstranten
, die diese Adresse am 8. März 1848 der provisorischen französischen Regierung
überbrachten, gingen noch einen Schritt weiter. Sie riefen: „Vive la repu-
blique universelle, [...]"4 Diese Kundgebung war wohl der kräftigste Ausdruck der
Devise „Freiheit verbindet". Die deutsche Fahne und die französische Trikolore an
der Spitze des Zuges waren durch einen Streifen mit der Aufschrift „Fraternite"
(Brüderlichkeit) miteinander verbunden.5

Kam die internationale Zielsetzung der deutschen demokratischen Gesellschaft
auch beim Aufbau der Legion zum Tragen, der in der zweiten Märzwoche begann?6
Der Plan zu diesem republikanischen Wehrverband entstand in der Mitte deutscher
Arbeiter, die sich im Februar 1848 an den Barrikadenkämpfen in Paris beteiligt hatten
und nun auch in Deutschland für die Einführung der Republik kämpfen wollten,7
Otto von Corvin, der spätere Generalstabschef der Legion, schilderte die Auf bruchsstimmung
in seinen Erinnerungen: „Wir hatten den Franzosen geholfen zur Erringung
der Freiheit, man betrachtete uns als Brüder, aber wir waren und blieben
Fremde; bei der Einrichtung des neuen Hauswesens waren wir überflüssig, - Das
fühlten wir Alle und unsere Blicke schweiften sehnsüchtig nach Osten. [...] Jeder
Tag, den ich weiter in Paris zubrachte, schien mir [ein] Versäumnis; man mußte ja in
Deutschland losschlagen, [...]."8

Die Nachrichten von den Barrikadenkämpfen in Wien und Berlin und von Unruhen
in Baden verstärkten den Wunsch vieler Legionäre, die Reise möglichst bald anzutreten
,9 Das Komitee der deutschen demokratischen Gesellschaft versuchte, die
kampfeslustigen Republikaner von überstürzten Einzelaktionen abzuhalten. Die Vor-

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