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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 82
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fanden sich jedoch auch Buchbinder, Drucker, Schriftsetzer und Goldarbeiter. Auf
der Liste standen zudem Tagelöhner, Kaufleute, ein Lehrer, zwei Matrosen, sieben
Kellner und ein Koch.17

Ein weiteres Verzeichnis von 36 französischen Legionären, die im Juni 1848 nach
Frankreich ausgeliefert wurden, zeigt, daß die Altersspanne von 15 bis 41 Jahren
reichte.18 Viele der Legionäre waren auf der Wanderschaft oder zur kaufmännischen
Ausbildung in Paris gewesen und hatten sich, durch die Februarrevolution mobilisiert
, der Herweghschen Legion angeschlossen. August Lachenmaier, ein 23j ähriger
Kaufmann aus Pirmasens in der Pfalz, sagte nach seiner Gefangennahme im Verhör
aus; „Ich war seit 2 Jahren in einem Handlungshaus in Paris, habe dort wiederholt
den Verhandlungen der deutschen Gesellschaften beigewohnt u[nd] mich freiwillig
entschlossen den Zug der deutschen Legion mitzumachen, deren Zweck mir dahin
bekannt war, daß die Legion die republikanische Schilderhebung in Deutschland
unterstützen und dann nach Schleswig-Holstein oder Polen in den Kampf ziehen
solle.4419

Diese Aussage und die biographischen Daten der Legionäre unterstützen die
These, daß die deutsche demokratische Legion ein internationaler Freiheitsbund war,
der von Land zu Land ziehen wollte, um die europäische Republik zu verwirklichen.
Gleichwohl war die Adresse, mit der Georg Herwegh am 15. April 1848 von Straßburg
aus die Ziele der Legion einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen wollte,
eher national ausgerichtet.20 Sie reduzierte die Aufgaben der Legion auf den Kampf
eines „Hülfskorps im Dienste des deutschen Volkes" für „Deutschlands Größe, Freiheit
und Sicherheit". Der Aufruf „An unsere deutschen Mitkämpfer aus Frankreich
und der Schweiz und an das deutsche Volk*4 strich die deutsche Herkunft der Legionäre
heraus: „Wir sind keine Freischaaren! Wir sind deutsche Demokraten, wollen
Alles für das Volk, Alles durch das Volk! - Wir wollen die deutsche Republik mit
dem Völker verbindenden Wahlspruche: Freiheit! Gleichheit! Bruderliebe!" Georg
Herwegh betonte, daß es den Legionären fern liege, ihren deutschen Brüdern jenseits
der Grenze die republikanische Staatsform aufzuzwingen. Sie wollten den Rhein erst
dann überqueren, wenn sie von deutschen Republikanern dazu aufgefordert würden.
Diese Adresse war eine Antwort auf die Bekanntmachungen, mit denen die großherzoglich
badische Regierung die Bevölkerung vor einem Überfall bewaffneter Arbeiter
aus Frankreich und der Schweiz gewarnt hatte.

II

Die südwestdeutschen Bundesstaaten hatten schon kurz nach Ausrufung der Republik
in Frankreich mit der Mobilmachung ihrer Armeen begonnen, weil sie Hege-
monialbestrebungen der französischen Republik befürchteten.21 Nachdem die Regierungen
durch ihre Gesandtschaften in Paris vom Aufbau der deutschen demokratischen
Legion erfahren hatten, wurden die Rüstungsmaßnahmen gesteigert. In den
Sitzungen der deutschen Bundesversammlung vom 23. bis zum 26. März 1848 sahen
die Vertreter der Einzelstaaten eine imaginäre Armee deutscher Arbeiter, unterstützt
von Polen, Schweizern und Franzosen, vor ihren Augen erstehen. Zu der Angst,
5,000 bis 6.000 bewaffnete Arbeiter würden von Paris aus an den Rhein marschieren,

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