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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 87
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0089
scher Bürger auf den Ausbruch der französischen Februarrevolution untersuchen und
gehe dann auf ihr Verhältnis zu den Legionären ein, die vom 24. bis zum 27. April
1848 quer durch den Schwarzwald zogen, bis sie, von württembergischen Soldaten
besiegt, in Gefangenschaft gerieten oder in die Schweiz flüchteten.

In den Petitionen, die badische Bürger Anfang März 1848 an die Zweite badische
Kammer richteten, dominierte vor allem die Sympathie für den Freiheitskampf des
französischen Volkes. Die Februarrevolution war für die Mehrheit der Bevölkerung
jedoch kein Anlaß, nun selbst mit Hilfe eines gewaltsamen Aufstandes eine Republik
zu errichten. Die Ereignisse in Frankreich regten die Bürger eher dazu an, sich auf
dem Reformweg durch Versammlungen, Petitionen und die Bildung eines nationalen
Parlamentes für die Verwirklichung von Grundrechten einzusetzen. So schrieben
193 Bürger aus Schopfheim „die Bewirkung zeitgemäßer Reformen" betreffend:
„Die weltgeschichtlichen Ereignisse der letzten Februartage in Paris lassen keines
Menschen Brust unbewegt. Sollte der Deutsche, der Badener, thatlos bleiben, wo die
Zeit zum Handeln gekommen ist? Treu dem angestammten Regentenhause, bleibe
uns indessen ferne das Gelüste nach einer Republik."29

Der Sympathie für die Februarrevolution entsprach die Vorstellung, daß von dem
republikanischen Frankreich eher Impulse als eine Bedrohung ausgingen. Als bedrohlich
für die eigenen Freiheitsbestrebungen wurden reaktionäre Staaten wie Rußland
angesehen. Das Bezirksamt Schönau berichtete am 8. März 1848 über die Stimmung
der Einwohner: „Es herrscht bei der intelligenten Klasse mehr Sympathie für
als Antipathie gegen Frankreich, aber allgemeine Antipathie gegen Rußland, und
auch gegen Oestereich wegen seines Benehmens gegen die Lombardei."30 Und eine
Adresse von Bürgern aus Achern betonte: „Wir sehen in dem französischen Volke
nicht unsere Feinde, wir sehen in ihm unsere Brüder, wir wollen mit ihm in Friede
und Eintracht leben! Wir sind überzeugt daß die Republik ganz wohl neben consti-
tutionellen Regierungen [...] bestehen kann."31

Mit diesem Vertrauen in die französischen Nachbarn kontrastierte die Panik, die
württembergische und badische Gemeinden während des sogenannten „Franzosenlärms
" vom 22. bis zum 26. März 1848 ergriff. Dieser Aufruhr wurde vor allem durch
das Gerücht hervorgerufen, daß mehrere tausend Arbeiter aus dem Elsaß in Baden
eingedrungen seien und plündernd, sengend und mordend durch das Land zögen. Der
„blinde Alarm" folgte kurz auf die Nachricht von der Schließung elsässischer Fabriken
und hing somit eng mit der Furcht zusammen, die brotlos gewordenen Arbeiter,
gleich welcher Nationalität, könnten nun die Grenze überqueren.32 Die Panik, die sich
in Sturmläuten äußerte und zum Ausbau der Bürgerbewaffnung führte, ist deshalb vor
allem ein Beleg für die Furcht vor sozialen Unruhen und nicht unbedingt ein Beweis
für fremdenfeindliche Ressentiments der badischen Bevölkerung.

Sobald sich das Gerücht als grundlos erwiesen hatte, wich die Angst vor der fiktiven
Räuberbande dem Protest gegenüber dem konkreten Aufmarsch „fremder Truppen
" im Großherzogtum, das heißt Soldaten aus nichtbadischen Bundesstaaten. Gemeinden
vom Bodensee bis Lahr sahen in dem Militäraufgebot an der französischen
und Schweizer Grenze eine Bedrohung für die gerade errungenen Bürgerrechte.
Nach der Erfahrung des blinden „Franzosenlärms" hielten viele die Warnungen der
badischen Regierung vor Überfällen bewaffneter Arbeiter aus Frankreich und der

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