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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 93
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Der Bodenseeraum als Hort des Republikanismus?

Von

Gert Zang

Halber Aufbruch: die Zeit des Vormärz im Bodenseeraum

Nachdem 1830 die bourbonischen Könige gestürzt und ihre restaurative Herrschaft
gewaltsam beendet worden war, kam auch in Deutschland und damit auch im Bodenseeraum
alles in Bewegung.1

Der Beitritt der süddeutschen Staaten zum Deutschen Zollverein (1834) hob die
wirtschaftlichen Schranken zwischen Bayern, Württemberg und Baden auf» Der
nördliche und westliche Bodenseeraum waren nun Teil eines gemeinsamen, großen
Marktes» Ein wirtschaftlicher Aufschwung war die Folge. Neue industrielle Unternehmungen
wurden ebenso gegründet wie neue Handwerksbetriebe. Am See entstand
ein enges Netz von Dampfschiffverbindungen» In Konstanz (1838-1842),
Meersburg, Lindau und Radolfzell wurden neue dampfschiffgerechte Häfen gebaut.
Die erste Eisenbahnlinie erreichte 1847 in Friedrichshafen den See. Diskussionen
über die Trassenführung weiterer Linien waren in den 30er Jahren im Gange. Der
Fremdenverkehr erlebte am See seine erste Blüte.

Mit dem wirtschaftlichen Aufbruch war ein geistiger und politischer Aufbruch
verbunden. In Konstanz wollte das 1834 gegründete „Bürgermuseum" in der Bevölkerung
eine umfassende Aufklärung und gemeinnützige praktische Kenntnisse verbreiten
. Der den ganzen Bodenseeraum umspannende „Gesangverein am Bodensee"
wollte alle Schranken zwischen den Regionen, Konfessionen, Ständen und Geschlechtern
niederreißen. D.h. auch Frauen sollten künftig in den großen Chören
mitsingen. Das sich verbreitende Lese- und Informationsbedürfnis wurde - begünstigt
durch die zeitweise Aufhebung bzw. Lockerung der Zensur - u. a» durch zahlreiche
neu gegründete Zeitungen befriedigt. Neben den „Seeblättern" in Konstanz
(1837) wurden der „Verkündiger in Überlingen" (1841), das „Württembergische
Seeblatt" in Friedrichshafen (1844)2, der „Seebote" in Überlingen (1848) und das
„Oberschwäbische Volksblatt" in Tettnang (1848) gegründet. Der in unmittelbarer
Nachbarschaft von Konstanz auf Schweizer Boden in Kreuzlingen 1840 ins Leben
gerufene Exilverlag „Belle-Vue" brachte viele kritische Schriften und Zeitungen
heraus, die weit über die Region hinaus wirksam waren»3

Über allgemeine politische Fragen wurde nun ebenso öffentlich debattiert wie
über kommunale Angelegenheiten. Im württembergischen Seegebiet richtete sich
diese Kritik besonders gegen die lebenslängliche Amtszeit der Gemeinderäte,4

Große Teile der badischen und württembergischen Wirtschaft hatten sich in den
30er und 40er Jahren noch nicht aus den traditionellen Fesseln befreit. Auf dem Land

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