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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 97
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Kreis zu weiteren Volksversammlungen. Am 12. März trafen sich in Hegne rund
2.000 Personen, hauptsächlich Landleute, und forderten neben der Volksbewaffnung
die Einführung der Republik.15 Ähnlich rief Fickler am 15. März auf einer Volksversammlung
in Engen, bei der sich „zahlreiche Teilnehmer aus den umliegenden Landgemeinden
eingefunden hatten, zu tatkräftigem, entschiedenen Handeln" und zur
Bewaffnung des Volkes auf, um „gerüstet zu sein, wenn die deutsche Republik proklamiert
werde und der Ruf zu den Waffen erschalle". Bei der am gleichen Tag in
Singen stattfindenden Volksversammlung wurde Ficklers Rede „durch donnernde
Bravos unterbrochen".16

In der Hauptstadt des Seekreises, in Konstanz, wurde die Frage der Republik zum
ersten Mal am 10. März, also einen Tag nach Stockach, in einer öffentlichen Versammlung
des Bürgerausschusses diskutiert. Fickler und seine Parteigänger sprachen
sich „für Proklamierung der Republik" aus. Hier aber, wo natürlich viele eloquente
und über die Kräfteverhältnisse im Land bestens informierte Leute zugegen
waren, stießen die Forderungen auch auf Widerspruch: „Bürgermeister Hüetlin opponierte
nach Kräften und erklärte, er würde auf der Stelle sein Amt niederlegen.
Auch Dekan Kuenzer opponierte mit großer Entschiedenheit. Es wurde Nichts ausgemacht
; aber in den ersten Tagen der nächsten Woche soll wieder Bürgerversammlung
stattfinden, wo dann definitiv der Antrag gestellt und die Abstimmung durchgeführt
werden soll."17 Die in Konstanz auf den 16. März angesetzte Volksversammlung
schlug die Warnungen Kuenzers, daß man die Proklamierung der Republik
nicht im Alleingang durchsetzen und über eine solche wichtige Frage nicht „in einer
so kleinen Ecke des Vaterlands entschieden werden könne" in den Wind und quittierte
die Berichte Ficklers über die Versammlungen in Engen und Singen mit einem
Hoch auf die deutsche Republik. Diese Versammlung, die in erster Linie den Zweck
hatte, die vor der Tür stehende zentrale Versammlung in Offenburg am 19. März
1848 vorzubereiten, wählte ganz im Sinne der verbreiteten republikanischen Stimmung
in erster Linie Bürger, die stadtbekannte Republikaner waren. Wie ernst man
die mögliche Proklamierung der Republik auf der Offenburger Versammlung nahm,
geht daraus hervor, daß an diesem Tag in Konstanz das Revolutionskomitee, der Gemeinderat
und die Offiziere des Bürgermilitärs zusammenkamen, um für den Fall
Maßnahmen vorzubereiten, daß eine „Neuregulierung der Staats-Verhältnisse" eintrete
.18

Als die Delegierten am Montag, den 20. März, aus Offenburg zurückkamen, verkündeten
Zogelmann und Schroff vom Balkon des Stadthauses aus, daß die Proklamation
der Republik aufgeschoben und dem Frankfurter Parlament überlassen worden
sei. Folgt man dem Bericht des Hegauer Erzählers, dann hat Hecker in Offenburg
zwar die Republik als Ziel der politischen Entwicklung dargestellt, jedoch
hinzugefügt, daß sie jetzt „noch nicht an der Zeit" sei. In Frankfurt werde sich zeigen
, „was die Mehrheit des deutschen Volkes wolle". Auch Fickler hatte, laut Hegauer
Erzähler, in Offenburg realistische Töne angeschlagen. Für ihn stehe die Entscheidung
für die Republik zwar auf Spitz und Knopf, doch wolle er natürlich keine
„Trennung des Seekreises von Baden, noch Badens von Deutschland, er habe die
erste republikanische Tugend, die Unterwerfung unter die Majorität" nie in Zweifel
gezogen.19

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