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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 98
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0100
Längst hatte sich das Wort Republik aber mit Emotionen und Hoffnungen verbunden
, die Argumenten nicht mehr zugänglich waren. Das Konstanzer Revolutionskomitee
wurde in diesem Zusammenhang in einer Zuschrift dringend gebeten, Klarheit
zu schaffen und irrigen Vorstellungen von einer deutschen Republik entgegenzutreten
und die Leute aufzuklären. Bei der Gelegenheit wurden einige dieser
Vorstellungen beim Namen genannt. Einige verbanden mit „Republik" offensichtlich
einen Anschluß bzw. eine Vereinigung mit der Schweiz, ein in Konstanz durchaus
naheliegendes Mißverständnis. Wieder andere meinten offensichtlich, daß mit
der Republik alle lästigen Gesetze und Verordnungen verschwinden würden, wie
etwa die Sperrstunde in Wirtshäusern, um nur ein Beispiel zu nennen. Eine weitere
Gruppe verband mit der Republik die Erwartung, daß alle Steuerzahlungen wegfielen
. Selbstverständlich, so der Mahner, werde man aber auch in der Republik nicht
„zügellos nach seinem Gutdünken handeln können".20 Viele verbanden aber mit dem
Wort „Republik" nicht zuletzt die Forderung nach einem Schutz der Gewerbetätig-
keit durch eine Gewerbeordnung, „welche den ehrlichen und fleißigen Arbeitsmann
gegen die Wucht des Kapitals wie gegen maßlose Konkurrenz deckt und ihm seinen
Lebensunterhalt sichert".21

Diese Forderung war ein Artikel der „12 Zusatzartikel zu den Wünschen und Forderungen
des Volkes", den sogenannten Offenburger Forderungen. Die in Anspielung
auf die 12 Artikel im Bauernkrieg formulierten 12 Forderungen befaßten sich
unter anderem mit der „Beseitigung aller Vielschreiberei und gelehrten Jurisprudenz
", der Einführung von wohlfeilen und volkstümlichen Schieds- und Vergleichsgerichten
, der „Wiederentdeckung der Einfacheit in Lebensweise, Sitten und Trachten
", der Begrenzung der Beamtenbesoldungen nach oben, dem Schutz für den
Landmann in dem Besitze seines Eigentums durch Einführung „preßfreier" Familiengrundstücke
, in der Weise, „daß solche vor gerichtlichem Zugriff sicher und schuldenhalber
nicht mehr auf dem Zwangswege versteigert werden können".22

Die meisten Teilnehmer der Versammlungen dürften mit dem Ruf nach der Republik
auf diffuse Weise eine Verbesserung ihres eigenen Lebens verbunden haben.

In einem Bericht Hansjakobs über die Beteiligung seines Sakristans an der Revolution
von 1848/49 heißt es: „Den Ullmann hörte der große Kübele am liebsten; denn
er sprach von dem zu vielen Geld, das die großen Herren hätten, und von den zu vielen
Schulden des armen Volkes. Ein Präsident der Republik sei viel billiger als ein
Großherzog, das so ersparte Geld käme dem Volk zugut und die Bauern und Rebleute
könnten die Klostergüter von Salem noch besser brauchen als die badischen
Prinzen. So spare man die Pachtgelder, und die Rebleute vom See und die Bauern im
Salemer Tale könnten sich in die Güter teilen. Das war Musik für Konrads und vieler
ähnlicher armer Teufel Ohren. Er sah sich im Geiste frei von Schulden und Pachtzinsen
und als eigener Verspeiser seines Süles und alleiniger Trinker seines Weins. In
dieser süßen Hoffnung wiegte er sich nach jeder der zahlreichen Versammlungen,
die er im Winter und Frühjahr 1848/49 mitmachte."23

Solche Heilserwartungen, die sich in der Regel an eine Person oder aber an eine
neue Einrichtung, wie etwa den Bau einer Eisenbahnlinie, knüpften, waren nicht nur
auf dem Land verbreitet Auch in Konstanz hatte diese Haltung eine lange Tradition.
Wie schon in früherer Zeit erwartete man jetzt 1848/49 die Besserung durch ein

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