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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 101
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0103
teinahme für Heckers republikanische Rebellion zu einem dezidierten Verfechter des
republikanischen Gedankens.

Am 15. April, als der Heckerzug voll im Gang war, übernahm das Württembergische
Seeblatt einen Artikel des Nürnberger Kuriers. Danach brauche die Republik
politisch gebildete und bewußte Männer, „welche das Gesetz nicht blos kennen, sondern
auch so viel Achtung davor und so viel Entsagung und Selbstüberwindung
haben, daß sie sich demselben freiwillig, aus Gesinnung und ohne Zwang unterordnen
". Unter den bisher herrschenden Verhältnissen habe sich ein solcher bürgerlicher
Charakter jedoch nicht ausbilden können. Deshalb brauche die ganze Entwicklung
zur Republik Zeit: „Frei reden läßt sich über Nacht lernen, frei handeln schwerlich".

Schließlich sei die Antwort auf die Frage, ob die meisten Deutschen lieber eine
Republik hätten, leider eindeutig zu beantworten. Die Mehrheit neige noch immer
zur Monarchie. Die Durchsetzung der Republik von oben könne deshalb zum inneren
Zwiespalt und zum Bürgerkrieg führen.25 Zutreffenderweise stufte das Württembergische
Seeblatt vom 20. April 1848 die Ernennung von Ignatz Peter durch Hecker
zum Statthalter des Seekreises als faktische Ausrufung der Republik ein, meint jedoch
kritisch, daß der „republikanische Rauch bald verflogen sein wird44.26 Am
24. April, also nach der Niederlage Heckers bei Kandern, bekräftigte der Redakteur
Schabet noch einmal sein Votum für eine konstitutionelle Monarchie in Deutschland
und berief sich dabei auf eine Rede Robert Blums, wonach die Frage, ob Monarchie
oder Republik jetzt nicht entschieden werden könne, sondern nur durch die Abgeordneten
des deutschen Volkes. Es sei eine Torheit und ein vergebliches Bemühen,
„wenn Einzelne eine Republik einführen wollten". Eine ebenso große Torheit und
Verletzung der Freiheit sei es aber, „wenn man Männer, deren innerste Überzeugung
die Republik sei, verdächtige".27

Am 18. Mai 1848 übernahm Redakteur Schabet dann das Urteil eines Schweizer
Autors, wonach die Republik als Staatsform preiswerter sei als jede Monarchie. Daß
diese „Billigkeit der Verwaltung" nur in und mit der Republik erreichbar schien, hat
wesentlich zur schnellen Verbreitung der Idee der Republik beigetragen.

Das Württembergische Seeblatt untermauerte dann unter Berufung auf die Berechnungen
des Schweizer Geographen und Statistikers Gerold Meyer von Knonau
das Argument auch mit Zahlen: Während die Schweizer Kantone im Schnitt 2 SFr an
Steuern erheben, seien es in Baden und Preußen im Schnitt 10 SFr, also fünf mal soviel
Mit dieser zu erwartenden Steuerentlastung nach der Einführung der Republik
werde den Bürgern, namentlich den kleinen Handwerkern und Bauern, das Geld zur
Verfügung stehen, das diese dringend brauchten, um ihre Existenz grundlegend zu
verbessern. Sie hätten dann endlich das Kapital in der Hand, um ihre Höfe und Betriebe
zu entschulden und zu erweitern. Erst mit der Einführung der Republik habe
die Masse eine Chance, zu bescheidenem Wohlstand zu kommen.28

In ihr würden, bedingt durch das hohe Maß an Selbstregierung, vor allem auf der
kommunalen Ebene, weniger Ausgaben und damit auch weniger Steuern anfallen.
Außerdem sei in der Republik die Steuerverteilung gerechter, indem sie eher auf direkten
als indirekten Steuern beruhe.

Für die Staatsform der Republik sprachen schließlich noch die lebendigen, leidvollen
Erinnerungen an die absolutistischen Zeiten des 18. Jahrhunderts. Die zahl-

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