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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 103
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des Seeblattes wird also sein: seinen Lesern die Idee republikanischer Staats-Einrichtungen
verständlich und beliebt zu machen und sie für eine Staatsform zu gewinnen
, welche allein die wahre und vernünftige ist". Am 17, Juni 1848 bekräftigte
er seine Haltung noch einmal mit den Worten: „Wer also kein offener Republikaner
ist, ist auch kein Demokrat, kein wahrer Volksfreund", Am 19. Juni widerlegte er
gleich eine ganze Reihe von Argumenten, die angeblich gegen die (augenblickliche)
Einführung der Republik sprächen. Sie alle seien falsch.

Da dem Seeblatt die Leser nach diesem offenen Bekenntnis nicht in Scharen und
unter Protest davongelaufen sind, kann man davon ausgehen, daß die Idee der Republik
in weiten Kreisen Oberschwabens Anhänger hatte und Schabet mit seiner Meinung
nicht allein auf weiter Flur stand. Wie groß die Anhängerschaft der republikanischen
Staatsform wirklich war, läßt sich nicht mehr ermitteln. Wir können nur auf
Einschätzungen von Zeitgenossen zurückgreifen.

Als der Korrespondent der Ulmer Zeitung behauptete, auf den Volksversammlungen
von Ravensburg und Tettnang sei über die Frage „Republik" oder „Konstitutionelle
Monarchie" abgestimmt und die Republik mehrheitlich verworfen worden, widersprach
das Württembergische Seeblatt dieser Darstellung. Es habe in dieser
Sache überhaupt keine Abstimmung gegeben. Allerdings mußte Schabet hinzufügen,
daß, wenn es sie gegeben hätte, „die große Mehrheit für die konstitutionelle Monarchie
sich entschieden haben würde".30

Diese Zustimmung, so mutmaßt das Württembergische Seeblatt zwei Tage später,
sei jedoch nicht von grundsätzlichen Überzeugungen, sondern reinen Zweckmäßigkeitsüberlegungen
getragen. Von einem feierlichen Vertrag zwischen Fürst und Volk
wage heute kaum mehr einer zu reden, ebensowenig wie von einem Fürstenrecht von
Gottes Gnaden. Die meisten seien überzeugt, daß man der Monarchie, jetzt noch bedarf4
. Was beinhaltet, daß das nicht immer so bleiben müsse.31

Nach der Offenburger Versammlung und vor dem Zusammentritt des Vorparlaments
in Frankfurt war es im badischen Seekreis immer wieder zu Kundgebungen
für die Republik gekommen. So berichtet der Hegauer Erzähler am 1. April, daß eine
Versammlung in Altdorf bei Engen den nach Frankfurt gesandten Vertretern den
Auftrag erteilt habe, dort kundzugeben, daß „der Seekreis entschieden die Gründung
der Republik wolle". Als Fickler „zum Zeichen der Zustimmung Aufhebung der
Hände verlangte, erhoben sich die Hände der Tausende alle zumal mit Ausnahme
von wenigen Einzelnen, so daß die Annahme der Republik für einstimmig erklärt
wurde". Ahnlich verlief eine Versammlung am 2. April 1848 auf dem Schloßplatz in
Meersburg, bei der die Masse der Anwesenden forderte, „sobald als möglich die
deutsche Republik ins Werk zu setzen".32

Bekanntlich scheiterten Friedrich Hecker und Gustav Struve im Frankfurter Vorparlament
jedoch mit der Forderung nach der Ausrufung der Republik. Daraufhin
reiste Hecker über Frankreich und die Schweiz nach Konstanz, um von dort aus den
Kampf für die Republik nicht mehr mit Worten > sondern mit Taten aufzunehmen.
Eine sich ständig vergrößernde Masse von Menschen sollte sich auf die Hauptstadt
zubewegen, um dort die Republik auszurufen.

Bei der Entscheidung für Konstanz und den Seekreis waren für Hecker nicht nur
topographische Überlegungen maßgebend. Die Berichte über die erwähnten Volks-

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