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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 104
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0106
Versammlungen mußten Hecker und Struve den Eindruck vermitteln, im Süden Badens
habe der republikanische Gedanke besonders tief Wurzel geschlagen, so daß
hier mit einer massiven Unterstützung zu rechnen sei.

Keine Taten für die Republik

In Konstanz am IL April 1848 angekommen, erlebten Hecker und Struve jedoch bei
ihrem Versuch, den Kampf für die Republik zu eröffnen, eine herbe Enttäuschung.
Zunächst rieten ihnen die lokalen liberal-demokratischen Honoratioren, die durchaus
die Republik als fernes Ziel akzeptierten, von dem Unternehmen ab» Das war an
sich keine Überraschung, Schließlich hatten Bürgermeister Hüetlin und Dekan
Kuenzer schon vorher gegen die Proklamation der Republik Stellung bezogen.

Die lokale Führung wies Hecker hauptsächlich darauf hin, daß an den Grenzen
des Landes bereits Bundestruppen stünden, die nur auf die Gelegenheit zum Eingreifen
warteten. Man sei zwar entschlossen, Angriffe von außen mit Waffengewalt
zurückzuschlagen, jedoch nicht bereit, im Inneren des Landes Waffengewalt anzuwenden
. Außerdem sei das Unternehmen wegen seiner ungenügenden Vorbereitung
von vornherein zum Scheitern verurteilt. Hecker war außer sich vor Wut und beschimpfte
die Mitglieder des Revolutionskomitees als Maulhelden.

Danach setzte Hecker all seine Hoffnungen auf das Volk und veranlaßte für Mittwoch
, den 12. April, 17 Uhr. die Einberufung einer Volksversammlung. Der Stadthaussaal
war in kurzer Zeit überfüllt. Bei Heckers Auftritt schlugen ihm jedoch nicht
nur Wogen der Begeisterung entgegen. In der tumultartigen Szenerie wurden auch
Drohungen laut. Einige haben offenbar versucht, ihn am Reden zu hindern.

Nachdem Hecker nach einer Intervention Hüetlins seine Ziele und sein Vorhaben
erläutert hatte, forderte er die Anwesenden auf, sich „dem Zug für die Republik anzuschließen
".

Die liberal-demokratischen Honoratioren sagten im Anschluß an seine Rede in
etwa alle das gleiche. Nach einem grundsätzlichen Bekenntnis zur Republik wiederholten
sie ihre Vorbehalte, ohne freilich bei Hecker mehr Erfolg zu haben als am Vormittag
. Schließlich stellten sie übereinstimmend fest, daß jeder Einzelne für seine
Person entscheiden müsse, ob er sich dem Zug anschließen wolle oder nicht. Diese
Feststellung entsprach offensichtlich auch der Meinung der überwiegenden Mehrheit
der Versammelten.

Das heißt aber nichts anderes, als daß es keinen kollektiven Anschluß an die
Heckersche Aktion gab. Weder die Volksversammlung, noch das Komitee, noch andere
Vereinigungen schlössen sich als Organisation dem Zug an. Das galt letztlich
auch für die Bürgerwehr. Das Ganze war damit zu einem „Privatunternehmen" herabgestuft
worden, dem jede offizielle Unterstützung und Legitimation fehlten. Das
war eine Niederlage für Hecker, die in ihrer Dimension kaum überschätzt werden
kann, Die gesamten Umstände sprechen dagegen, daß Hecker an diesem Abend die
Republik ausgerufen hat. Der liberal-demokratische Regierungsdirektor Peter stellte
auch eindeutig fest, daß sich „Gerüchte vom Ausrufen der Republik" bisher nicht bestätigt
hätten und der Generalmajor Falkenstein sprach sogar davon, „daß die Republik
in der Volksversammlung durchgefallen sei".33 Ein Flugblatt von konservativer

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