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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 105
(PDF, 32 MB)
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Seite spricht sogar davon, daß ein schon in Umlauf gesetztes Flugblatt zur Proklamierung
der Republik von den Republikanern wieder eingesammelt worden sei.34
Der Beobachter der Thurgauer Regierung spricht an keiner Stelle seines Berichts von
der Ausrufung der Republik. Die entsprechende Passage lautet: „Gestern war abermals
Volksversammlung in Konstanz, wo Hecker die Republik durchsetzen wollte,
allein die Mehrheit war dagegen und will sich nun für einmal mit dem deutschen Parlament
begnügen. "35

Die Ausrufung der Republik sollte sicher, nach all den Widrigkeiten in Konstanz,
triumphal in der Hauptstadt Karlsruhe erfolgen. Am 13. April zogen denn auch nur
circa 50 Mann von Konstanz los. Wenn auch weitere folgten, der Zug schwoll nie zu
dem Strom von Menschen an, den sich Hecker vorgestellt hatte.

Alle Hoffnungen Heckers und seiner Parteigänger wandten sich nun den Landbewohnern
zu. Der Zuzug der Massen war aber auch dort nicht so groß wie erwartet
und vor allem nicht von der nötigen Ausdauer und Beständigkeit. Vor allem aber war
die Reaktion auf Hecker von Ort zu Ort sehr verschieden. Die Topographie der Zustimmung
oder Ablehnung der republikanischen Erhebung ist allenfalls in Ansätzen
erstellt. Vor allem die darin zum Ausdruck kommenden Ursachen sind noch längst
nicht erforscht,36

Daß vergleichsweise so wenige Konstanzer am 13. und 14. April dem Heckerzug
folgten, ist kein Beleg dafür, daß der Republikanismus eben doch nicht so verbreitet
war, wie es die Berichte über die Volksversammlungen nahelegen. Die meisten teilten
die Ansicht ihrer weltlichen und kirchlichen Oberen, Hüetlin und Kuenzer: „Demokratie
und Republik ja, Putsch aber nein", so könnte man diese Haltung auf eine
einfache Formel bringen.

Die meisten haben eher an ein demokratisch reformiertes Großherzogtum gedacht
. Es gab in all den Auseinandersetzungen auch nahezu keine Stimme, die den
Großherzog persönlich angegriffen hätte. Der Zorn richtete sich gegen das System
und seine Träger, das Militär, die Beamten und einen Teil der Abgeordneten. Später
Ausdruck dieser Haltung war die Situation im Jahr 1849, Die provisorische Regierung
Brentano hat nie die Republik ausgerufen, sondern am Fortbestand des
Großherzogtums festgehalten. Ein kurzzeitiger Vorstoß Struves, der in Richtung Republik
zielte, scheiterte. Dabei hätten die Umstände im Jahr 1849 viel mehr für die
Proklamation der Republik gesprochen als die Monate im Frühjahr 1848, Auch in
Konstanz und im Seekreis gab es 1849 keinerlei Anzeichen für eine Proklamation
der Republik. Das 1. Aufgebot der Konstanzer Bürgerwehr wurde auf die provisorische
Regierung und die Reichs Verfassung, nicht aber auf die Republik vereidigt.37

In Konstanz kam es dann jedoch im Nachhinein, sozusagen rückwirkend, zu
einem - im übrigen dem einzigen - republikanischen Regierungsakt Heckers. Er
setzte die Seekreisregierung ab und machte den liberal-demokratischen Seekreisdirektor
Peter zum Statthalter einer provisorischen Regierung. Die Schweizer Beobachter
verstanden diesen Akt so, als sollten im Rücken des republikanischen Zuges
vorläufige republikanische Verwaltungsstrukturen aufgebaut werden. Damit, so die
Schweizer Zeitungen, sei die Republik faktisch errichtet. Wörtlich heißt es in der
Schaffhauser Zeitung: „Der Sturz der Regierung und die Proklamation der Republik
in Konstanz scheint sich zu bestätigen. Der Abgeordnete Peter soll an der Spitze der

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